Punch

Albumbeschreibung

Vergnüglich und verträumt geht’s zu in Elliot Galvins bunter Klangwelt, aus der es nur so Funken sprüht. Was ihm in die Finger kommt, verwandelt der junge Brite in Musik. Da wird sogar ein Cassettenrecorder zum Keyboard, spuckt Fetzen aus einem Kinderhörspiel aus, verfremdet durch Hin- und Herspulen, der Auslöser für den furiosen Opener „Punch and Judy“. Rasch übernimmt das Klaviertrio mit sich überlagernden Rhythmen, und emsig wie Hamster im Rad drehen sich Riffs und Melodien. Wie durch einen Türspion lässt der 25-jährige Pianist und Bandleader, dessen Trio 2014 durch das Album „Dreamland“ verführte, den Zuhörer in private Welten spähen.
Die Ereignisse überschlagen sich fast in „Hurdy-Gurdy“, bis ein simples Akkordeon zu einem ausgelassenen Tänzchen einlädt, kleiner Tusch und Vorhang zu. „Tipu’s Tiger“ eröffnen ein gestrichener Kontrabass und zarte Klaviertöne, wieder neue Luftschlösser, ein paar Glockenspieltöne lösen eine Kalimba ab, hierzulande auch als „afrikanisches Daumenklavier„ bekannt. Gezupfte Klaviersaiten, ein Walzerthema wird ausgefasert, wie aus einem tönenden Kinderbuch.
Das Album lebt nicht zuletzt vom dichten Groove der Rhythmusgruppe, die Galvins Vorstöße ins Klanglabor gekonnt abfedert. Schon eine Melodica mit ihrem arg begrenzten Tonumfang reicht dem britischen Tastenfreak, um ihr mehr Musik zu entlocken als andere einem Riesensynthesizer abzuquälen vermögen. „Lions“ könnte ideal das Getippel von Figuren in einem Cartoon untermalen. Bis das Trio alles schon wieder umschmeißt, um unserer Fantasie neues Futter zu liefern. In „Mack the Knife“ geht Galvin derart zur Sache, als wolle er Rachmaninow auferstehen lassen; erst gegen Ende tönt von weit her Mackies Thema als verschwommene Erinnerung. Wie Episoden einer spannenden Serie fügen sich die zehn Stücke zu einem Hörfilm zusammen, zu dem man partout keine Bilder braucht.

© Lippegaus, Karl / www.fonoforum.de