Morocco Fantasia (Live)

Albumbeschreibung

Niemand, der jemals bei Sonnenuntergang den Djemaa el fna betreten hat, diesen Tummelplatz tanzender und musizierender Berber mitten in Marrakesch, wird sich jemals wieder dem Zauber Marokkos entziehen können. Zwischen dampfenden Garküchen und schwadronierenden Schlangenbeschwörern meint man geradewegs im Herz des Orients an- gekommen zu sein. Al Di Meola liebt die besondere Atmosphäre des Maghreb-Staates, ist schon dreimal dort gefeiert worden. Zeit, die Mitschnittmikrofone während eines Konzerts aufzustellen. 2008 hatte der Gitarrenstar in Rabat auf dem Mawazine Festival gespielt. Jetzt trat er dort mit zusätzlichen lokalen Musikern nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Bazar auf. Um es kurz zu machen: Süffiger kann Musik nicht sein!
„Morocco Fantasia“ präsentiert Di Meola mit seiner Band World Sinfonia, mit dem hervorragenden Akkordeonisten Fausto Beccalossi. Gumbi Ortiz sorgt für die Perkussion und wird von Peter Kaszas am Schlagzeug unterstützt. Mitten drin aber steht der satte Sound von Di Meola, dessen Markenzeichen immer noch die abrupt abgestoppte Gitarrensaite ist, mit der er schon auf „Friday Night in San Francisco“ (unter Gitarrenfreaks die vielleicht abgenudeltste, weil beliebteste Platte ever) brillierte. Nun ist „höher-schneller-weiter“ nicht unbedingt ein musikalisches Kriterium, andererseits ist bei Di Meola rein technisch betrachtet von Altersspuren keine Rede. „Morocco Fantasia“ jedenfalls ist ein einziger Energieschub. Dabei hat sich Di Meola vor allem dem andalusischen Idiom verschrieben. Flamenco-Elemente blitzen immer wieder auf, werden bis an die Grenze ausgereizt. Erst gegen Ende der CD kann man arabische Klänge vernehmen: vertrackte Rhythmen auf der charakteristischen Rahmentrommel, die Oud von Said Chrabi. Da erklingen Waisen, die Di Meolas Truppe im Strudel des immer schneller drehenden Kreisels eingemeinden. Hin- und mitreißend!

© Urbach, Tilman / www.fonoforum.de