J. S. Bach: Matthäus-Passion, BWV 244

Raphaël Pichon, Pygmalion, Julian Prégardien, Stéphane Degout, Sabine Devieilhe, Lucile Richardot, Christian Immler, Reinoud van Mechelen, Maitrise De Radio France

Erschienen am 11.03.22 bei harmonia mundi
Künstler: Raphaël Pichon, Pygmalion, Julian Prégardien, Stéphane Degout, Sabine Devieilhe, Lucile Richardot, Christian Immler, Reinoud van Mechelen, Maitrise De
Genre: Geistliche Oratorien
Auszeichnungen: Gramophone: Recording of the Month

Digitales Booklet

Verfügbar in

24-Bit 96.0 kHz - Stereo

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Bereits im Eingangschor bringen Raphaël Pichon und sein Ensemble Pygmalion ihre besondere Sensibilität für Nuancen zum Ausdruck. Ihre Darbietung füllt sich mit Klangfarben und Akzenten, die an dieser Stelle des Werks - die eher von der Weite und Dichte des Klangs geprägt ist - nicht gewöhnlich sind. Das Abfallen ins pianissimo, die plötzliche Lockerung der Texturen und der kammermusikalische Ton, den Pichon an den Tag legt, versetzen diese Matthäus-Passion, die im Nachhinein zum Tempel und Höhepunkt des religiösen dramatischen Ausdrucks des 18. Jahrhunderts geworden ist, in eine andere Zeit. Bach zeigt sich hier als der Cousin eines gewissen Georg Philipp Telemanns, dessen eigene Passionen eine kleinere Besetzung und gelegentlich eine größere Vielfalt in der Instrumentation aufweisen. Die Passion steht auch im Einklang mit dem Dolorismus wie wir ihn etwa in Dietrich Buxtehudes Membra Jesu nostri wiederfinden.

Sie werden bei dieser Einspielung auf erstaunliche Momente treffen, voll von unbekannter Poesie, die jedoch nie absichtlich als solche gesucht wird. Pichons Interpretation lässt die Nummern vor und nach dem Drama als intensivste Passagen erklingen, die in den Chorälen O Haupt voll Blut und Wunden (Nr. 54) und Wenn ich einmal soll scheiden (Nr. 62) gipfeln - ein erhabener Moment, in dem man die hilflose Christenheit deutlich spürt; sie weint, bevor sie im späteren Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen, Nr. 63 Erleichterung findet. Kurz zuvor hatten das Rezitativ und die Arie vor Golgatha Ach, Golgatha ... Sehet, Jesus hat die Hand (Nr. 60) mit Lucile Richardots sanft dämmrigem Timbre einen ergreifend wahren Ausdruck gefunden (sie erschütterte uns bereits in Buß und Reu Nr. 6).

Pichons schlichter Vorschlag einer Interpretation mit freier Poesie, wird dem Drama weder dieselbe Kraft der großen Einspielungen eines Nikolaus Harnoncourts (Das Alte Werk, 1970 und 2000 für die Studios) verleihen, noch das Niveau der besonders kontrastreichen Akzente erreichen. Die Solisten sind hier allerdings wunderbar, vor allem die Frauen! Julian Prégardiens Evangelist beeindruckt durch seine Beherrschung, sein sängerisches Engagement und seinen wahren Sinn für das Wort: Er trägt diese Passion mit einer Menschlichkeit, die seit Wunderlich, Haefliger und Equiluz selten zu hören war. © Pierre-Yves Lascar/Qobuz

Weitere Informationen

J. S. Bach: Matthäus-Passion, BWV 244

Raphaël Pichon

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Matthäus-Passion, BWV 244, Prima parte (Johann Sebastian Bach)

Nr.1. Chorus I & II "Kommt, ihr Töchter, helft mir klagen"

Raphaël Pichon