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Doja Cat

Vergessen wir das Konzept der Digital Natives. Was wirklich relevant ist, ist das Konzept der Meme Culture-Natives. Die haben 2019 nämlich angefangen, die Musikindustrie mit ihrer eigenen, absurdistischen Art und Weise auf links zu drehen. Dass ein gutes (oder schlechtes) Meme genug virales Potential besitzt, um eine Karriere aus dem Äther zu heben, wissen wir seit Yung Lean, das wissen wir seit dem Endboss der Soundcloud-Rapper Takeshi 6ix9ine. Aber das kalkulieren um diese intuitiven Internet-Phänomene ging bislang immer in die Hose, egal, wie viele professionelle Meme-Macher die Firmen auch einstellen mochten. Erst ein einsamer Cowboy auf der "Old Town Road" wusste scheinbar ganz genau, wie er das Internet takten musste, um den Viralerfolg künstlich zu erzeugen. Doch Lil Nas X ist nicht der einzige Meme Culture Native, der das drauf hat. Während seine Karriere nach der "7"-EP in der Schwebe steht, kraxelt nämlich die New Yorkerin aus dem Äther und erhebt sich über das Imperium des bescheuerten Internethumors. Die Tochter eines südafrikanischen Schauspielers und einer jüdischen Künstlerin wächst mit viel Zeit auf, sich im Internet aufzuhalten. Der Vater ist fast nie da, die Mutter arbeitet viel, ab und zu hört sie zum entspannen mit der Tochter Platten von den Fugees, von Alice Coltrane oder von Jamiroquai. Dazwischen pendelt die Familie zwischen der Ostküste und der Westküste und Doja entwickelt einen eigenen Kopf. Heißt konkret, dass ihre Welt 2013 statt aus Schule eher aus Gras und Musik besteht. Sie schmeißt die Bildung, legt sich stattdessen einen Soundcloud-Account zu und beginnt, Musik über Träume und Highs zu schreiben. "So High" droppt 2013 auf der Streaming-Seite, erregt dort die Aufmerksamkeit von RCA Records, die der jungen Frau direkt darauf auch einen Deal für eine EP anbieten. "Purr!" wird zwar wohlwollend von kleineren Blogs und Publikationen mit R'n'B-Bezug aufgenommen, einen Star macht es aus Doja Cat aber bei weitem nicht. Sie taumelt dennoch durch die Musikindustrie, weiter interessiert an ihrem ernsten, psychedelischen R'n'B-Stil geklammert, klar von ihren Inspirationen gefärbt. 2016 unterschreibt sie bei OGG, dem Label von Atlanta-Rapper OG Maco, der dieserzeit noch auf der Erfolgswelle des Meme-Hits "U Guessed It" schwimmt und mit "The Lords Of Rage" ein starkes Tape mit Doja Cat-Feature herausbringt, das leider völlig in seinem Beef mit Quality Control untergeht. Er hat gegen seine ehemaligen Labelchefs eine dicke Lippe riskiert und wird in den kommenden Jahren militant aus der Musikindustrie gedrängt. Was schade ist - seine Musik überzeugt in dieser Zeit nämlich trotzdem. Außerdem hätte er in dieser Zeit die Verantwortung für die Karriere von Doja Cat getragen. Entsprechend stagnierend tümpelt sie bis 2018 weiter durch die durchschnittlichen Sphären der schwarzen Musik, bis ihr irgendwann das Internet zur Hilfe eilt. Es ist ein Tour-Outfit, das alles für sie in eine erfolgreiche Richtung drehen wird. Es ist ein Cowgirl-Outfit. Wortwörtlich. Ein Kuh-Girl-Outfit. In den nächsten 24 Stunden macht sie sich in bester Internet-Clown-Manier daran, einen Song darüber zu schreiben, dass sie eine Kuh sei. Sie turnt dafür in ein paar Shots vor dem schlecht eingestellten Greenscreen herum. Nennt den Song "Moo!" und stellt ihn auf YouTube. Und der Song geht durch die Decke. Natürlich tut er das. Das ist der Moment, ab dem Doja Cat ihr Mojo findet und mit Vollgas voranschreitet. Ihr Album "Amala" wird noch einmal in einer Deluxe-Version nachgereicht und genießt plötzlich eine ganz andere Aufmerksamkeit. "Tia Tamera" mit Rico Nasty wird ein ähnlich alberner Erfolg, es ist aber "Juicy" mit Tyga, das sie in die nächste Liga katapultiert. Der Song schafft es in die Billboard Hot 100 und bringt sie erstmals in die Reichweite eines Superstars. Entsprechend arbeitet sie weiter, legt mit "Hot Pink" bereits 2019 ein weiteres Projekt nach und findet erneut den richtigen Dreh, die Songs an die richtige Adresse zu bringen. "Bottom Bitch" und "Cyber Sex" machen ihr Ding, aber der wirkliche Standout wird "Say So", ein Disco-inspirierter Banger mit Dr. Luke am Beat (yikes), der sogleich auf TikTok abhebt. Und einmal mehr ist es das Meme, das Doja Cat kommerziell erfolgreich werden lässt. Aber genau wie Lil Nas X ist sie kein Comedian. Sie ist ernste Musikerin, sowohl als Sängerin als auch als Rapperin durchaus talentiert. 2020 schäumen Online-Communities vor Lob über, die Stans sind sich sicher, dass Doja Cat das Format für einen Superstar hat. Vor allem hat sie aber die visuelle, interaktive und ästhetische Fähigkeit, das Internet um sich zu scharen. Sollte ihr das nicht abhanden kommen und sollte sie weiter Songs schreiben, die griffig klingen wie "Say So" oder "Moo!", dann könnte sich das durchaus realisieren. Die Feature-Gäste ihres folgende Albums "Planet Her" verdeutlichen 2021, wie raketenartig Doja Cats Popularität im letzten Jahr durch die Decke ging. U.a. geben sich Ariana Grande, SZA und The Weeknd die Ehre. Während das Time Magazine Doja Cat im April 2023 in seine Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres aufnimmt, nutzt diese Die Promophase zu "Scarlet" dazu, einige Fans wieder abzuschütteln. Nachdem sie ihre frühen Alben als "cash grab" bezeichnet und sich gegen die schon fast sektenhaften Fan-Kultur verwehrt, die sich um ihre Person herum entwickelt, entfolgen ihr binnen weniger Tage Millionen von Menschen. Man malt ihr Karriereende an die Wand, doch es kam anders: Doja Cat landet mit der Album-Single "Paint The Town Red" ihre erste Solo-Nummer 1.
© Laut

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