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Keith Jarrett ist ein Künstler von so proteischer Wandlungsfähigkeit, dass man versucht ist, ihn als einen Plural zu sehen. Der Jazzmusiker, der denkt, dass von den Erfindungen des BeBop gerade die Spitze des Eisbergs respektive nicht die wirklich fruchtbaren Seiten entdeckt sind. Der Interpret klassischer, sprich: komponierter Musik, und zwar in einer Bandbreite von Bach bis Samuel Barber oder Schostakowitsch, von Mozart bis Bartók. Jarrett, der Komponist eigener Werke. Jarrett, der Spiritualist, der sich mit dem Werk des Mystikers George Iwanowitsch Gurdjieff befasste. Jarrett, der interaktive Improvisator, in seinen Quartetten, vor allem aber mit seinem Trio „Standards“, das sich (von einigen freien Produktionen abgesehen) der Erforschung des kollektiven amerikanischen Unbewussten in Form der „Standards“, des sogenannten „Great American Songbooks“ widmete. Und Jarrett, der Protagonist von einzigartigen, radikal improvisierten Solokonzerten, in denen denn all die unterschiedlichsten musikalischen Erfahrungen zusammenfließen zu einem vielschichtigen Ganzen, einem Versuch der Selbstgründung des Improvisators als einer polystilistischen Identität zwischen urtümlich ostinaten magischen Elementen und klassischen Formen, zwischen Abstraktion und Einfühlung auch, Manifestationen eines sich voraussetzungslos entfaltenden Bewusstseinsstroms, der keinem Plan folgt, eines aus dem andern entwickelt und von einem ungewöhnlich sicheren Gespür für Dramaturgie und Kontraste gelenkt wird. In seinen größten Solokonzerten ist Keith Jarrett ein Geschichtenerzähler von überwältigender Überzeugungskraft.
Die vier Konzerte, die er im Oktober 1996 in Modena, Ferrara, Torino und Genova gab, bezeichnet er selbst als „a pinnacle of my career“, als einen Gipfel seiner Laufbahn. Sie markieren einen Wendepunkt, einen nur zum kleineren Teil freiwilligen Umbruch. Es sind die letzten Solokonzerte, die der Pianist in zwei Teilen ohne Unterbrechung improvisierte. Alle späteren sind kleinteiliger, in schärfer konturierte
Einzelstücke unterteilt und nicht mehr eingebunden in das, was die Magie der frühen Sololäufe ausmacht: den großen Atem, den in der Verfertigung der einzelnen Einfälle bei Spielen sozusagen von selbst gefundenen großen Bogen.
Diese vier italienischen Konzerte waren für eine Leidenszeit von mehr als zwei Jahren überhaupt das Letzte, was Jarrett spielte – gleichviel, ob öffentlich oder privat. Er litt an dem damals noch kaum erforschten „chronical fatigue syndrom“, das ihm jegliche Anstrengung und schon gar jegliche Klavierkunst verunmöglichte. Die Krankheit, so erinnert sich Jarrett in den liner notes, muss ihre Schatten vorausgeworfen haben auf jene Konzerte. In ihrer Energie, wo sich die denn Bahn bricht, liegt ein Moment von trotzigem „und dennoch“.
Bei all dem war Jarrett in jenen Tagen von einer Reihe glücklicher Umstände behütet, wie er sagt: Die Instrumente waren perfekt, das Publikum durchweg aufmerksam (worauf er bei seinem improvisatorischen Gang über dünnes Eis immer angwiesen war, nicht nur in jenen glücklichen letzten Zeiten vor dem Ausbruch des „Informationszeitalters“). Momente des Glücks. Aber unter den vielen Schutzengeln stand in den Kulissen jener italienischen Opernbühnen auch der dunkle Engel der sich ankündigenden Krankheit. Diese Auftritte waren auch so etwas wie „cérémonies des adieux“ – in den schmerzlich gestochenen Kantilenen der langgezogenen intensiven Melodielinien ebenso wie an den Stellen, wo Jarrett sich zurücknimmt bis ins geflüsterte Pianissimo. Oder ganz ins Schweigen, das die dunkle Folie, der Urgrund dieser Musik ist. Jarrett war immer ein Meister der dynamischen Gestaltung. Aber bei diesen vier in sich so unterschiedlichen Konzerten gilt für ihn mehr denn je, was der große Horowitz so unvergleichlich lapidar von seinem eigenen Klavierspiel sagte: „I play the pianoforte. That means: I play piano and I play forte“.
Es gibt in diesen Konzerten grelle Dissonanzen, und es gibt Momente von unverschämter Schönheit, Augenblicke der Besänftigung und Versöhnung. Das eine bedingt bei diesem Pianisten das andere. An den ergreifendsten Stellen versucht der Virtuose, der er ist, nicht weniger als das Einfachste. Also das Schwierigste.
© Rüedi, Peter / www.fonoforum.de
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Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Arranger, Recording Engineer, Work Arranger, MainArtist, StudioPersonnel - Frederic Weatherly, Composer - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Keith Jarrett, Composer, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Harold Arlen, Composer - E.Y. HARBURG, Author - Keith Jarrett, Recording Engineer, MainArtist, StudioPersonnel - Manfred Eicher, Producer
℗ 2016 ECM Records GmbH
Albumbeschreibung
Keith Jarrett ist ein Künstler von so proteischer Wandlungsfähigkeit, dass man versucht ist, ihn als einen Plural zu sehen. Der Jazzmusiker, der denkt, dass von den Erfindungen des BeBop gerade die Spitze des Eisbergs respektive nicht die wirklich fruchtbaren Seiten entdeckt sind. Der Interpret klassischer, sprich: komponierter Musik, und zwar in einer Bandbreite von Bach bis Samuel Barber oder Schostakowitsch, von Mozart bis Bartók. Jarrett, der Komponist eigener Werke. Jarrett, der Spiritualist, der sich mit dem Werk des Mystikers George Iwanowitsch Gurdjieff befasste. Jarrett, der interaktive Improvisator, in seinen Quartetten, vor allem aber mit seinem Trio „Standards“, das sich (von einigen freien Produktionen abgesehen) der Erforschung des kollektiven amerikanischen Unbewussten in Form der „Standards“, des sogenannten „Great American Songbooks“ widmete. Und Jarrett, der Protagonist von einzigartigen, radikal improvisierten Solokonzerten, in denen denn all die unterschiedlichsten musikalischen Erfahrungen zusammenfließen zu einem vielschichtigen Ganzen, einem Versuch der Selbstgründung des Improvisators als einer polystilistischen Identität zwischen urtümlich ostinaten magischen Elementen und klassischen Formen, zwischen Abstraktion und Einfühlung auch, Manifestationen eines sich voraussetzungslos entfaltenden Bewusstseinsstroms, der keinem Plan folgt, eines aus dem andern entwickelt und von einem ungewöhnlich sicheren Gespür für Dramaturgie und Kontraste gelenkt wird. In seinen größten Solokonzerten ist Keith Jarrett ein Geschichtenerzähler von überwältigender Überzeugungskraft.
Die vier Konzerte, die er im Oktober 1996 in Modena, Ferrara, Torino und Genova gab, bezeichnet er selbst als „a pinnacle of my career“, als einen Gipfel seiner Laufbahn. Sie markieren einen Wendepunkt, einen nur zum kleineren Teil freiwilligen Umbruch. Es sind die letzten Solokonzerte, die der Pianist in zwei Teilen ohne Unterbrechung improvisierte. Alle späteren sind kleinteiliger, in schärfer konturierte
Einzelstücke unterteilt und nicht mehr eingebunden in das, was die Magie der frühen Sololäufe ausmacht: den großen Atem, den in der Verfertigung der einzelnen Einfälle bei Spielen sozusagen von selbst gefundenen großen Bogen.
Diese vier italienischen Konzerte waren für eine Leidenszeit von mehr als zwei Jahren überhaupt das Letzte, was Jarrett spielte – gleichviel, ob öffentlich oder privat. Er litt an dem damals noch kaum erforschten „chronical fatigue syndrom“, das ihm jegliche Anstrengung und schon gar jegliche Klavierkunst verunmöglichte. Die Krankheit, so erinnert sich Jarrett in den liner notes, muss ihre Schatten vorausgeworfen haben auf jene Konzerte. In ihrer Energie, wo sich die denn Bahn bricht, liegt ein Moment von trotzigem „und dennoch“.
Bei all dem war Jarrett in jenen Tagen von einer Reihe glücklicher Umstände behütet, wie er sagt: Die Instrumente waren perfekt, das Publikum durchweg aufmerksam (worauf er bei seinem improvisatorischen Gang über dünnes Eis immer angwiesen war, nicht nur in jenen glücklichen letzten Zeiten vor dem Ausbruch des „Informationszeitalters“). Momente des Glücks. Aber unter den vielen Schutzengeln stand in den Kulissen jener italienischen Opernbühnen auch der dunkle Engel der sich ankündigenden Krankheit. Diese Auftritte waren auch so etwas wie „cérémonies des adieux“ – in den schmerzlich gestochenen Kantilenen der langgezogenen intensiven Melodielinien ebenso wie an den Stellen, wo Jarrett sich zurücknimmt bis ins geflüsterte Pianissimo. Oder ganz ins Schweigen, das die dunkle Folie, der Urgrund dieser Musik ist. Jarrett war immer ein Meister der dynamischen Gestaltung. Aber bei diesen vier in sich so unterschiedlichen Konzerten gilt für ihn mehr denn je, was der große Horowitz so unvergleichlich lapidar von seinem eigenen Klavierspiel sagte: „I play the pianoforte. That means: I play piano and I play forte“.
Es gibt in diesen Konzerten grelle Dissonanzen, und es gibt Momente von unverschämter Schönheit, Augenblicke der Besänftigung und Versöhnung. Das eine bedingt bei diesem Pianisten das andere. An den ergreifendsten Stellen versucht der Virtuose, der er ist, nicht weniger als das Einfachste. Also das Schwierigste.
© Rüedi, Peter / www.fonoforum.de
Informationen zu dem Album
- 1 Disc(s) - 12 Track(s)
- Gesamte Laufzeit: 04:57:12
- 1 digitales Booklet
- Künstler: Keith Jarrett
- Komponist: Various Composers
- Label: ECM Records
- Genre: Jazz
© 2016 ECM Records GmbH ℗ 2016 ECM Records GmbH
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