Mit "Big Colors" reist Ryan Adams, der uns eigentlich als Americana-Künstler bekannt ist, in das Jahrzehnt der von ihm so verehrten The Smiths. Verblüffend gut.

"Der Soundtrack zu einem Film von 1984, der nur in meinem Kopf existiert". Mit diesen Worten beschreibt Ryan Adams Big Colors, das nur sechs Monate nach Wednesdays erscheint...

Im Januar 2019 kündigte der amerikanische Songwriter die Veröffentlichung von drei neuen Werken an und gab sogar die Titel der ersten beiden, Big Colors und Wednesdays, bekannt. Doch im darauffolgenden Monat, gefangen in den Wirren von Anschuldigungen mehrerer Frauen (darunter Phoebe Bridgers) wegen unangemessenen Verhaltens und sexueller Belästigung, ändert er seine Pläne und wartet lieber ab, bis der Mediensturm von ihm abgelassen hat.

© Paxam Recording

Schließlich, ein paar Tage vor Weihnachten 2020, veröffentlicht er Wednesdays - einen neuen Höhepunkt purer und harter Introspektion, gekennzeichnet von Zweifeln, Sorgen, Freuden und Reue, präsentiert in einem Neo-Neil Young-Gewand. Ein Werk, welches nicht unterschiedlicher von Big Colors sein könnte und dessen Kunst auf einem viel poppigeren Boden bewegt.

Und da Ryan Adams das Jahr 1984 erwähnt, scheint es unmöglich, The Smiths außen vor zu lassen, die in diesem Jahr mit ihrem gleichnamigen ersten Album auf der internationalen Bühne debütierten. Ja, ja, die Band von Morrissey und Johnny Marr, an die wir während dieser verwirrenden, aber sehr effizienten Platte oft denken. Bei It's So Quiet, It's Loud sind wir sogar nahe an einer Parodie! Noch deutlicher wird der Fall beim fünften Song mit dem Titel Manchester.

Dann, bei Power, bleibt Adams mit beiden Beinen in England, indem er Billy Idol 2.0 spielt. Und bei I Surrender schlüpft er direkt in Bonos (U2) Schuhe. Und so geht es weiter durch Big Colors, eine Platte, die eher wie eine Aneinanderreihung von Tributen oder gar wie ein Rückblick auf die 80er Jahre klingt, als ein modernes Americana-Album. Schließlich, als der Vorhang fällt, gibt es eine neue Wendung beim letzten Stück Summer Rain, für das er (diesmal in Person) den Ex-Leader von Hüsker Dü, Bob Mould, einlädt!

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