Mit "Exiles" veröffentlicht der deutsch-britische Komponist ein tiefgründiges Album über die Flüchtlingskrise...

Nachdem Max Richter die Londoner Terroranschlägen von 2005 in Infra (2010), den Irak-Krieg in The Blue Notebooks (2003) und den Kosovo-Konflikt in Memoryhouse (2002) thematisierte, stellt der Komponist nun die Flüchtlingskrise in den Mittelpunkt von Exiles, das er im Sommer 2021 veröffentlicht. Auch wenn sein vielseitiges Werk zwischen Filmmusik, untypischen Neuinterpretationen klassischer Stücke, konzeptionellen Projekten und unerwarteten Kollaborationen wechselt, hat der deutsch-britische Komponist einen Teil seiner Musik regelmäßig in der Realität und in den Übeln seiner Zeit verankert.

Hier wird sein Engagement mit einem neuen formalen Ansatz kombiniert. Exiles bringt verschiedene Materialien zusammen. Das zentrale Stück, das dem Album ihren Titel gibt, ist die Musik für ein Ballett, das für das Nederlands Dans Theater und seine Choreographen Sol León und Paul Lightfoot geschrieben wurde. Richters Virtuosität liegt hier in der Universalität des Themas dieses Werkes, das von den herzzerreißenden Streichern des Baltic Sea Philharmonic unter der Leitung von Kristjan Järvi getragen wird. Intensität und Verzauberung stehen im Mittelpunkt dieser Musik, die mehr denn je von amerikanischen Minimalisten wie Philip Glass und Steve Reich, vor allem aber von dem estnischen Komponisten Arvo Pärt beeinflusst ist, den Richter während der Aufnahmen besuchte...

© Mike Terry

Er vervollständigt Exiles mit einer Orchesterversion einiger der emblematischsten Kammermusikwerke aus seinem Katalog: On the Nature of Daylight aus The Blue Notebooks, Infra 5 aus Infra, The Haunted Ocean aus der Filmmusik Waltz with Bashir und Sunlight aus Songs from Before. In diesem symphonischen Kontext offenbart die Musik von Max Richter neue Schattierungen, die sich durch die unendliche Wiederholung des Motivs der Komposition Exiles im Laufe der Minuten noch verstärken...

Doch im Kontext betrachtet, gelingt es all diesen scheinbar autonomen Musikstücken, ein Ganzes zu bilden. Eine Einheit, die die starke Persönlichkeit dieses Pioniers der zeitgenössischen neoklassischen Szene widerspiegelt und ein Etikett, über das immer wieder diskutiert wird. Doch ob Pionier oder nicht, Exiles bleibt ein faszinierendes diskografisches Objekt. Ein Werk, das mehr denn je Raffinesse, Einfachheit und Schönheit vereint.

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