Zur Feier seines 50. Geburtstages erscheint "Plastic Ono Band", das fabelhafte erste Soloalbum des Ex-Beatles, in einer beeindruckenden Ultimate-Collection-Version mit mehr als 7 Stunden an Musik!

Ende 1970, als Plastic Ono Band erscheint, sind die Beatles offiziell noch nicht am Ende. Das hier ist ein beeindruckendes erstes Soloalbum, auf dem John Lennon sein Herz ausschüttet und einen Sinn im Leben sucht, kurz gesagt, er entblößt sich völlig! Ein Lennon als Gesamtwerk, verträumt und klarsichtig, besänftigt und wutentbrannt zugleich. Nachdem Yoko Ono ihn dazu überredet hatte, eine Therapie anzufangen, nutzt er diese großteils unbearbeitete und unausgefeilte Platte als eine Art geniales Ventil. Ein Meisterwerk folgt dem nächsten (Working Class Hero, Mother, God, Power To The People) und an den Reglern der Abbey Road Studios steht das totale Gegenteil von ihm: der verrückte, amerikanische Produzent Phil Spector, der Erfinder der berühmten Wall of Sound, der nie auf einen Hit lauert, sondern dieser oft faszinierenden Reise ins Innere nur mehr eine nüchterne Form verpassen muss.

Begleitet wird John bei diesem Trip nur von Ringo Starr, Klaus Voorman am Bass, Yoko, Billy Preston und Spector bei einem Titel am Klavier. Ganz ungeschminkt sind seine kristallklaren Balladen, die manchmal richtiggehend verträumt (das umwerfende Love) oder sogar herzzerreißend sind (der Opener Mother ist, wie der Name schon sagt, an seine 1958 von einem Auto überfahrene Mutter gerichtet). Dasselbe gilt für seine einfachen (jedoch nicht einfältigen) oder sogar tobenden Rocksongs (I Found Out).

Fünfzig Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung hat diese aufs Wesentliche konzentrierte Platte Recht auf eine mehr als luxuriöse Neuausgabe mit über sieben Stunden und fünfundzwanzig Minuten Musik! Bei dieser Art erstklassiger Edition stellt sich auch immer die Frage nach dem Endkäufer. Natürlich muss man eher ein Hardcore Fan der Fab Four und/oder von Lennon sein, um diesen Berg zu bewältigen, und nicht bloß ein Tourist, der den Rat bekommen hat, sich einfach auf die elf Titel der Originalausgabe von Plastic Ono Band zu beschränken…

© Universal Music

Wie schon die 2018 veröffentlichte Neuausgabe von Imagine und das darauffolgende Best of Gimme Some Truth, so wurde auch diese Ultimate Collection von Plastic Ono Band vom Soundingenieur Paul Hicks von den Originalaufnahmen ausgehend total neu gemixt. Die Ultimate Mixes kommen den Originalen am nächsten, sie wurden aber ein wenig bereinigt, insbesondere um Lennons Stimme klarer werden zu lassen. Die Outtakes sind vielmehr unbearbeitete Mixe. Die Elements Mixes erwecken die gelöschten Teile der ursprünglichen Endmixe zu neuem Leben.

Zu guter Letzt gibt es hier noch weitere Demoaufnahmen, Jam-Sessions, bei denen von den Beatles früher einmal gecoverte Titel zu hören sind (Matchbox, Honey Don’t), ja sogar Coverversionen der Fab Four selbst (Get Back, I’ve Got A Feeling). In dieser Schatzkiste befinden sich zudem Titel, die nicht auf dem Originalalbum vertreten waren, insbesondere Give Peace A Chance, Instant Karma und Cold Turkey. Kurz und gut, eine Ultimate Collection also, die ihren Namen ganz zu Recht verdient hat.

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