Der amerikanische Saxophonist trifft auf den faszinierenden britischen Elektroproduzenten und die Streicher des London Symphony Orchestra - ein wunderbares, genreübergreifendes Album...

"Pharoah ist ein Mann von unendlicher Spiritualität, der ständig nach Wahrheit strebt. Ich liebe die Kraft seines Spiels so sehr. Er ist ein großer Innovator, und es ist eine Freude und ein Privileg, dass er zugestimmt hat, Mitglied der Band zu sein. Er hat den Willen und den Verstand, zwei Eigenschaften, die ich an Menschen am meisten schätze.}" So sprach John Coltrane über Pharoah Sanders - diesen Hurricane, den Coltrane zu zähmen wusste und an dessen Seite er von September 1965 bis zu seinem Tod im Sommer 1967 spielte.

Der Jazz der sechziger Jahre erlebt ein Free-Music-Beben wie nie zuvor. Pharoah ist ein echtes Unikat nimmt in dieser Zeit starke Soloalben voller fetziger Riffs auf, immer durchdrungen von einer unerschütterlichen Nachdenklichkeit. Selbst wenn sein Schrei zu einem Flüstern wird, bleibt dieser kraftvoll und spirituell zugleich...

Es ist zweifellos die Spiritualität des heute 80 jährigen Pharoah Sanders, die Sam Shepherd alias Floating Points fasziniert. Der begnadete britische Elektrokünstler, der an der Chetham's School of Music Komposition studiert hat, ist für seine hybride Musik aus Electronica und Ambient sowie Jazz und Neo-Klassik bekannt. Und ebenso wie seine Freunde Kieran Hebden (Four Tet) und Dan Snaith (Caribou) ist er Fan von Debussy, Messiaen, Bill Evans, Gil Scott-Heron und der Krautrock-Band Harmonia und betont stets seine äußerst vielfältigen Einflüsse. Eine künstlerische Haltung, die wohl zu diesem Promises führte: dem aktuellen Projekt, das Pharoah Sanders und Floating Points zusammenbringt, die 46 Jahre und einen Ozean voneinander getrennt sind. Ein Ozean, der von den Streichern des London Symphony Orchestra (LSO) gefüllt wird, dem dritten Hauptakteur dieser brillanten Aufnahme.

© Eric Welles-Nystrom / Luaka Bop

Das erste Kapitel wird im Jahr 2019 in Los Angeles geschrieben, wo der Saxophonist lebt. Eine Woche lang experimentierten er und Floating Points viel und wild herum. Zurück in England bearbeitet Floating Points diese Aufnahmen und fügt die in London aufgenommenen Violinen des LSO hinzu. Das Ergebnis ist ein Wunder von beruhigender Gelassenheit. Eine lange spirituelle Spielart in neun Sätzen. Tolle Klanggebilde, Traumlandschaften, nahe am Ambient und durch die homöopathischen Abstufungen noch betörender. Der erste Teil ist introvertiert und konzentriert sich auf das Zusammenspiel zwischen Sanders und Floating Points. Der zweite Teil ist lyrischer und wird von den geschickt dosierten Geigen des mythischen Orchesters getragen...

Es erinnert zuweilen an Alice Coltranes (der ebenfalls mit Pharoah spielte) schamanische Musik, an einige Aufnahmen von Claus Ogerman oder auch an Brian Enos Ambient-Periode zwischen1978 und1983. Aber Promises hat seine ganz eigene Originalität und wird von den Generationen übergreifenden und vielfältigen Werten getragen, die es vermittelt. Ein Wunderwerk.

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