Hifi ROSE RA180

Das südkoreanische Unternehmen Hifi ROSE ist mit nur fünf Jahren noch recht jung. Es hat es in dieser Zeit geschafft, ein seriöses Markenimage aufzubauen. Die ersten Produkte waren hauptsächlich Streamer mit einer bereits starken ästhetischen Voreingenommenheit. ROSE hat sich dafür entschieden, die gesamte Vorderseite seiner vernetzten Geräte mit einem Touchscreen im CinemaScope-Format auszufüllen, dessen Identität durch die Unterschrift « Audio with screen » (Klang mit Bildschirm) zusammengefasst wird. Diese angepasste grafische Benutzeroberfläche, die den Smartphone-Varianten ähnelt, bietet bei ROSE einen sehr einfachen Zugang zu allen Funktionen. Wir haben das Modell RS201E mit integrierter Verstärkerstufe getestet, das uns bereits beeindruckt hatte.

Derzeit ist der RS150 der Top-Streamer der Marke. In der typischen Breite eines Hi-Fi-Geräts präsentiert er Musik auf praktische und elegante Weise und bietet Zugang zu ihr, unter anderem mit der nativen Integration von Qobuz. ROSE hat sich entschieden, mit dem optisch gleich großen Verstärker RA180 die perfekte Ergänzung zu schaffen. Während der Streamer in der digitalen Welt mit einem großen Touchscreen als einzigem Interface spielt, ist der RA180 rein analog, sowohl bei den Anschlüssen als auch bei der Art und Weise, wie er über seine zahlreichen Knöpfe, Schalter und Potentiometer gesteuert wird. Wir konnten es kaum erwarten, ihn mit Hand – und Ohren – zu erkunden.

Präsentation des ROSE RA180

Das von ROSE beim RA180 angewandte Design ist in der heutigen Hi-Fi-Welt ziemlich außergewöhnlich. Nicht, dass sie die einzige Marke wäre, die den Retro-/Vintage-Stil wagt, aber selten wurde er so weit getrieben. Was die Schalter und VU-Meter betrifft, so hat das Ganze einen Hauch von Nagra aus den 60er Jahren und ihren berühmten Bandrecordern. Allerdings hat man selten so viele Bedienelemente auf der Vorderseite eines Audiogeräts gesehen, vor allem eines so hochwertigen.

Denn die heutige Oberklasse zielt eher auf Schlichtheit ab, wenn man von den wenigen Herstellern absieht, die den Weg des Prunkvollen gewählt haben. Der ROSE RA180-Verstärker bleibt dank der Verwendung einer einheitlichen Silberfarbe für das Gehäuse und alle Bedienelemente schlicht. Es gibt keine Farben oder Beschriftungen, die zu sehr hervorstechen würden. Die motorisierten Zahnräder, die mit dem Lautstärkeregler verbunden sind, können dagegen etwas too much wirken, aber das macht auch den Charme dieses Geräts aus, das kleine Extra, das man am liebsten seinen Freunden zeigen würde.

Die gelbe Hintergrundbeleuchtung findet sich auf den meisten Bedienelementen wieder. Sie wird auch für die VU-Meter und die Anzeige des Lautstärkepegels verwendet. Einige Funktionen können deaktiviert sein, in diesem Fall sind die entsprechenden Schaltflächen nicht mehr beleuchtet. Die Gesamtbeleuchtungsstärke ist in drei Stufen einstellbar. Diese sanfte Beleuchtung passt gut zum Design des Geräts. Es ist ein Echo des goldenen Kreises der maßgefertigten Dämpfungsfüße, die von Hifi ROSE hergestellt werden. Nach dem Prinzip des Dreibeins sind es nur drei: einer vorne in der Mitte und zwei hinten.

Die Anschlüsse sind für einen integrierten Stereoverstärker originell. Normalerweise wird man eine große Anzahl von Anschlüssen finden, die den verschiedenen Quellen entsprechen. Hier sind sie auf vier asymmetrische Analogeingänge und einen asymmetrischen Eingang reduziert. Es gibt keinen digitalen Eingang und somit auch keinen DAC im RA180. Diese Funktion muss im Vorfeld von einem anderen Gerät übernommen werden: dem Streamer selbst oder einem dedizierten externen DAC. Beachten Sie den Monoausgang für den Subwoofer.

Erstaunlich sind die acht Klemmen für ebenso viele Lautsprecherausgänge, die zwei Drittel der Rückseite einnehmen. Normalerweise gibt es zwei Klemmen für zwei Lautsprecher. Manchmal dienen vier Klemmen dazu, zwei Lautsprecherpaare im A-, B- oder A+B-Modus miteinander zu verbinden. Hier sind es aber immer noch doppelt so viele. Ganz einfach, weil der RA180 ein Verstärker mit vier Kanälen ist. Er liefert 4x200 Watt an 4 oder 8 Ohm, die im Bi-Amping-Verfahren an ein oder zwei Lautsprecherpaare gesendet werden können. Eine Taste zum Überbrücken der Kanäle ermöglicht es, auf 2x400 Watt zu schalten, wenn Sie das brauchen, immer mit der Möglichkeit, zwei Lautsprecherpaare zu verwenden.

Ohne ins Detail zu gehen, verwendet der RA180 eine Verstärkertechnik, die von ROSE als « Klasse AD » bezeichnet wird. Sie vereint die Qualität und den Reichtum der Klasse A mit der Leistung und Geschwindigkeit der Klasse D. Dazu verwendet sie GaN-FET-Transistoren (Galliumnitrid) anstelle von Siliziummodellen. Das Ergebnis zeichnet sich durch eine um den Faktor 10 reduzierte Reaktionszeit und eine nahezu perfekte Linearität am Ausgang aus. Diese Schaltungen können auch eine sehr große Bandbreite von bis zu 100 kHz abdecken, um alle Frequenzen von hochauflösenden Dateien in Verbindung mit Lautsprechern mit Superhochtönern wiederzugeben.

Nutzung des ROSE RA180

Die Vorderseite des RA180 ist in verschiedene, klar definierte Bereiche unterteilt, die es erfordern, sich ein wenig mit ihnen zu beschäftigen, um zu erfahren, was sie bewirken. Ganz links befindet sich ein großer Drehschalter, mit dem die Quelle, d. h. einer der fünf Line-Eingänge, ausgewählt wird. Auf der rechten Seite befindet sich der Ein- und Ausschalter, über dem sich ein Schalter befindet, um in den reinen Direktmodus zu wechseln, d. h. das kürzeste Signal, das die verschiedenen Stufen der Klangregelung umgeht. Darunter können Sie zwischen den Ausgängen A oder B wählen, für ein oder zwei Lautsprecherpaare, die nicht gleichzeitig aktiv sein können. Hier befinden sich auch der Subsonicfilter und das allgemeine Dämpfungsglied.

Der sechseckige Bereich enthält nur eine einzige Steuerung: Lautstärke. Das Potentiometer dreht ein erstes Zahnrad, das zwei weitere, kleinere Zahnräder antreibt, die jeweils einem Ausgangskanal entsprechen. Das Ganze ist außerdem mit einem weiteren Zahnrad verbunden, das die Lautstärke anzeigt. Direkt daneben zeigen die beiden VU-Meter den Pegel am Eingang an. So können Sie überprüfen, ob auf dem gewählten Eingang tatsächlich Ton ankommt, bevor Sie beginnen, die Lautstärke zu erhöhen.

Der hohe Mittelteil entspricht dem Vorverstärkerteil. Die klassischen Regler wirken auf Bass, Höhen und Balance. Mit einem Stellantrieb auf der linken Seite können Sie diese Einstellungen aktivieren oder überspringen. Dasselbe gilt unten in der Mitte für die Einstellungen, die mit dem Phono-Eingang zusammenhängen. Der MM- und MC-Vorverstärker ist integriert. Die Auswahl zwischen den beiden Modi erfolgt auf der Rückseite. Mit den beiden Reglern auf der Vorderseite können Sie die variable Entzerrung auswählen: zum einen die Wirkungsfrequenz, zum anderen die Dämpfung oberhalb von 10 kHz.

Der letzte Bereich unten links betrifft schließlich die aktive Filterung. Er wirkt auf die verstärkten Ausgänge. Damit werden die niedrigen Frequenzen unterhalb eines bestimmten Punktes, 600 bis 6000 Hz, abgeschnitten und die Verstärkung angepasst. Das Ziel ist es also, einen Subwoofer über den speziellen Ausgang voll nutzen zu können, für den die Stummschaltung direkt am Subwoofer eingestellt werden muss. Diese aktive Filterung wird nicht zwischen den vier Lautsprecherausgängen unterschieden, sie erhalten das gleiche Frequenzband. Das sind die Filter in den Lautsprechern, die sich um die Trennung der Frequenzen kümmern.

Hifi Rose liefert eine kleine, leichte Fernbedienung aus Aluminium. Die wichtigsten Befehle werden für den Zugriff auf das Wesentliche wiederholt. Sie können den Verstärker ein- und ausschalten, den Dämpfungsregler betätigen, direkt einen der fünf Eingänge wählen und die Lautstärke steuern. Mit Freude stellt man fest, dass der Lautstärkeregler ebenso wie der Quellenwahlschalter motorisiert ist, und man beobachtet ihre Bewegungen aus der Ferne, bequem vom Sofa aus.

Höreindruck

Der RA180 hat den zentralen Platz in unserem Testset eingenommen. Wir haben als Quelle ein Raspberry Pi-Board mit der Ropieee-Distribution verwendet, das über seinen USB-Ausgang in einen Hi-Res-kompatiblen Roon Endpoint-Player verwandelt wird. Ein DAC musste her, ein Mytek Brooklyn DAC+ übernahm diese Rolle, indem er sich zwischen den Player und den ROSE-Verstärker schob. Unsere Dynaudio-Regallautsprecher wurden an den RA180 angeschlossen.

Die neue, erweiterte Version des Albums KEYS II von Alicia Keys hat einen sehr warmen, runden Klang. Das Klavier füllt den Raum, indem es sich über die gesamte Breite der Klangbühne etabliert. Die Stimme von Alicia Keys steigt gut in die Höhe, um der Wiedergabe des Klangbilds eine wichtige Vertikalität zu verleihen. Die tiefen Frequenzen unterstützen das Ganze mit einem beeindruckenden Gefühl von Tiefe. Das Ganze bildet ein verdichtetes und zugleich luftiges, aber vor allem untrennbares Ganzes, alles funktioniert perfekt zusammen mit einem starken Zentrum.

Kokorokos kreolisch angehauchter Jazz, der auf einigen Titeln des Albums Could We Be More eher ruhig und gesetzt wirkt, erinnert uns daran, dass der RA180 mit seiner überdimensionalen Kraft eine eiserne Hand in einem Samthandschuh besitzt. Apropos: Die Leistung kommt schnell, schon bei den ersten Stufen. Achten Sie also darauf, die Lautstärke allmählich zu erhöhen, um sowohl Ihre Lautsprecher als auch Ihre Ohren zu schützen. Es gibt keine absichtliche Hervorhebung, sondern eine entspannte Zen-Wiedergabe der verschiedenen Instrumente mit einer willkommenen Präzision bei den Klangfarben für eine völlig unkritische Lesbarkeit. Wieder haben wir es mit einem Hörerlebnis zu tun, bei dem die Osmose spürbar ist, ohne den chirurgischen Effekt anderer Hi-Fi-Geräte, die dazu neigen, die Musik zu entkörpern.

Die Kontrolle über den Bass ist umfassend, da gibt es keinen Zweifel. Alles, was ROSE technisch unternommen hat, um die gesamte Bandbreite linear und natürlich wiederzugeben, wirkt Wunder auf dem Album Hummingbird von Black Party. Der kraftvolle Bass wird von einer seltenen Wucht begleitet, die über einen langen Zeitraum anhält und nie zusammenbricht, selbst wenn die Botschaft komplexer wird. Man könnte fast meinen, dass wir zusätzlich zu unseren Dynaudio-Lautsprechern auch den Subwoofer eingeschaltet haben, aber nach einer Überprüfung ist das nicht der Fall. Artikulation und Tiefe tragen zur Wahrhaftigkeit bei und führen zu einem unverstellten Hörgenuss.

Schließen wir mit der Symphonie Nr. 7 in d-Moll von Anton Dvorak durch das Los Angeles Philharmonic. Das Gefühl der Tiefe der Orchesterbesetzung wird korrekt wiedergegeben, mit einer leicht wahrnehmbaren Staffelung und Platzierung der Pulte. Die Bühne materialisiert sich hinter den Lautsprechern und reißt die Trennwand dahinter ein, sobald man die Augen schließt. Dynamische Anstiege nutzen die großen Leistungsreserven des RA180, um jedem Höhenflug Kraft und Präsenz zu verleihen. Die Instrumente antworten einander in einer Bindung, ohne dass die Notenenden verdeckt werden. Wir sind mit diesem Verstärker an die Grenzen unserer Lautsprecher gestoßen, und es wird ihm nicht schwer fallen, das Beste aus weitaus prestigeträchtigeren Modellen herauszuholen.

Der Vollverstärker Hifi ROSE RA180 wird zweifellos Geschichte schreiben. Zunächst einmal durch seinen unnachahmlichen Stil, der das Produkt sofort mit der Marke identifiziert. Die Entscheidungen waren gewagt, aber es zahlt sich aus, denn es gibt viele Diskussionen und ein wachsendes Interesse am RA180. Zweitens sind die Funktionen trotz des vollständigen Betriebs im analogen Bereich umfassend: konfigurierbarer Phono-Vorverstärker, aktive Filterung, vier vielseitige Verstärkerkanäle. Schließlich übertreffen die Audioergebnisse die Erwartungen. Die Qualität des Designs und der Herstellung in Verbindung mit der Wahl der Klasse « AD » bietet uns eine High-Fidelity-Wiedergabe auf höchstem Niveau. Das Klangbild ist sowohl zentral konzentriert als auch nach außen hin offen. Die Klangfarben in den Mittel- und Hochtönen sind erhaben, ohne jemals bis zur extremen Definition zu gehen, für eine warme Wiedergabe, die dennoch voller Mikrodetails steckt. Der RA180 hat so viel Energie, dass man ihn nur als Beispiel nennen kann. Hifi ROSE hat sich von seiner Spezialität, der vernetzten Audiowiedergabe, abgewandt und einen optisch ansprechenden integrierten Stereoverstärker mit akustischen Spitzenleistungen herausgebracht.

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