Vor 50 Jahren, am 3. Juli 1971, starb Jim Morrison auf mysteriöse Weise in einer Pariser Badewanne und hinterließ seine drei Partner Ray Manzarek, Robby Krieger und John Densmore, die sich sechs Jahre lang unermüdlich bemüht hatten, seine Träume in Musik umzusetzen.

Jim Morrisons erste Gesangssession mit The Doors fand 1965, am Strand von Venice Beach in Kalifornien, statt. Im Mondschein und unter LSD-Einfluss rezitierte er vor seinem begeisterten UCLA-Studienkollegen Ray Manzarek Gedichte aus seinem Notizbuch. Die beiden Ex-Filmstudenten beschlossen an diesem Abend, eine Band zu gründen. „Morrison hatte ein Gesicht wie ein Sänger, das erkannte ich sofort", sagte Manzarek. „Ich wusste, dass die Mädchen ihn lieben würden, aber das war mir egal. Wir wollten zusammen großartige Musik machen, Musik und Poesie mischen und etwas absolut Brillantes schaffen."

So fanden fast alle Doors-Aufnahmen statt: der König der Eidechsen flüstert wie eine Pythia seine Prophezeiungen und ein Trio von Musikern sitzt um ihn herum und interpretiert sie. Manzarek, zu dem der Gitarrist Robby Krieger und der Schlagzeuger John Densmore hinzukamen, wurde zum Leader einer Band, die ganz der Vertonung von Jim Morrisons lyrischen Höhenflügen gewidmet war. Dadurch war es der Band übrigens auch möglich, 1978 – sieben Jahre nach seinem Tod – das Album An American Prayer zu veröffentlichen, auf dem das Trio Gedichte des Sängers vertonte: ein Album, das Robby Krieger immer noch für eines der besten ihrer Diskographie hält. Das war die ursprüngliche Idee. Poesie und Jazz – so etwas haben Leute wie Allen Ginsberg schon vor uns gemacht. Aber mit einer Pop-Gruppe gab es das noch nie."

Eine Club-Band

Zuerst versuchten die Doors, dieses Modell in den Clubs von Los Angeles durchzusetzen. Zwei Jahre lang kamen sie auf keinen grünen Zweig, aber Jim Morrison fühlte sich dort wohl. „In den Clubs ging es uns musikalisch am besten. Dort herrscht eine andere Atmosphäre als im Konzert. Die Leute können einen schwitzen sehen und umgekehrt. Im Konzert, vor so vielen Leuten, kann man nicht viel falsch machen. Aber in einem Club muss man die Leute musikalisch begeistern. Es gibt eine gewisse Freiheit, aber auch die Verpflichtung, gut zu spielen, was eine wunderbare Spannung erzeugt. Und wenn es nicht funktioniert, merkt es jeder", erklärte er 1969 der Zeitschrift Rolling Stone.

Schließlich wurde der Chef des Labels Elektra bei einem Auftritt im Whisky a Go Go in LA auf die Doors aufmerksam. Und schon bald nahmen sie ein erstes Album auf (in einem Monat, im September '66) mit den besten Hits ihrer Club-Setlist, und auf einer sehr bluesigen Basis, wie das Cover von Willie Dixons Back Door Man beweist. The Doors kam im Januar '67 heraus, unterstützt von der Single Break on Through (To the Other Side). Aber auch da herrschte noch völlige Flaute. Der Erfolg stellte sich im April mit der Veröffentlichung des 7-minütigen Light My Fire, welches der Produzent Paul Rothchild auf die Hälfte gekürzt hatte, ein. Der Song war ein Volltreffer und der Name The Doors wurde endlich in ganz Amerika bekannt.

Angesichts des Erfolges von Light My Fire beschloss das Label, das Eisen zu schmieden, solange es heiß ist. Einen Monat später waren die Doors wieder im Studio und beeilten sich, ein zweites Album aufzunehmen, Strange Days, das im September '67 erschien. Ein rasantes Tempo, selbst für die damalige Zeit, das die Kalifornier jedoch nicht beeinträchtigte. Obwohl Morrison bereits auf einem egozentrischen Trip war und angefangen hatte exzessiv zu trinken, erwiesen sich die Studio-Sessions als besonders kreativ für die Band, die vom Sgt. Pepper's-Album der Beatles, das sie vor dessen Veröffentlichung im Juni '67 als Promo-Version erhalten hatte, besessen war. „Trotz des Drucks hat diese Aufnahme am meisten Spaß gemacht", sagt Densmore. „Beide Alben waren bereits fertig, bevor wir ins Studio kamen, wir hatten 30 bis 40 Songs auf Lager. Beim ersten Mal waren wir im Studio ein wenig eingeschüchtert. Danach fühlten wir uns wohler und begannen, das Studio als fünftes Doors-Mitglied zu betrachten. Wir waren von dem, was die Beatles gemacht hatten, begeistert. Wir wollten unbedingt im Studio experimentieren, rückwärts Klavier spielen und Spaß haben."

Obwohl dieses Album auch nicht so gut war wie das erste, prägte es doch mit einigen Titeln das kollektive Rockgedächtnis, wie etwa People Are Strange, das an einem Bad-Trip-Abend in Morrisons Kopf im Laurel Canyon geboren wurde, Love Me Two Times oder When the Music's Over, oder auch Moonlight Drive, der Song, den Morrison für Manzarek in Venice Beach gesummt hatte und der mit Hilfe des neuen Moog-Synthesizers im Studio Gestalt annahm.

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