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Liberace

Seine Fans lieben ihn für Kandelaber, Charisma, Strass und seine Musik. Bevor es Elton John, Madonna oder Lady Gaga überhaupt gibt, ist er all diese Personen, vereint in einer einzigen. Der US-amerikanische Pianist und Entertainer, "Mr. Showmanship", der "King Of Bling" Wladziu Valentino Liberace erblickt am 16. Mai 1919 in West Allis in Wisconsin das Licht der Welt. Liberace, oder einfach "Lee": Auf seinen Alben stehen TV-Melodien und Filmmusik Werken seines Lieblingskomponisten Chopin und anderen klassischen Größen gegenüber. Wobei die Musik, wenn auch millionenfach verkauft, im Gesamtkunstwerk des Entertainers fast zur Nebensache verkommt. Die Show, die oft fünfzig Kilogramm schweren Kostüme und die Freude an der Dekadenz und seinem obszönen Reichtum stehen im Mittelpunkt. Jedem Kritiker an seinem Lebensstil nimmt Liberace mit einem Zwinkern und einer großen Portion Selbstironie den Wind aus den Segeln. "My clothes may look funny, but they're making me the money." Zwei Sterne auf dem Hollywood Walk Of Fame, zwei Emmy Awards, Instrumentalist und am besten angezogener Entertainer des Jahres sind nur die Speerspitze seiner Auszeichnungen. Im Guinness-Buch der Rekorde wird er 1978 als weltweit bestbezahlter Musiker und Pianist aufgeführt. Seine Auftritte sind schon lange vor Elvis Presley und Siegfried & Roy maßgeblich am leuchtenden Bild, das wir mit Las Vegas verbinden, beteiligt. "Ich gebe keine Konzerte, ich veranstalte Shows." Ganz nach dieser Maxime wachsen die Darbietungen des Entertainers über die Jahre ins Unbegreifliche. Mit einem verspiegelten Rolls Royce und meterlangem Nerzmantel entert er die Bühne. Um dies zu toppen, lässt er einen VW-Käfer mit einer Rolls-Royce-Kühlerhaube entwerfen, nur um in diesem Vehikel seinen Umhang transportieren zu lassen. Am Ende seiner Show segnet Liberace sein Publikum mit seinem Mikrofon. Dann breitet er die Arme aus, hebt ab und schwebt mit seinem Cape an Drähten gezogen lachend von der Bühne. Las Vegas und Liberace passen zusammen wie Faust aufs Auge. Der König tanzt, ein ganzes Leben lang. Ein Leben, das tragisch beginnt. Wladziu Valentino Liberaces Zwilling stirbt bei der Geburt. Seine Mutter Frances aus Polen und Vater Salvatore "Sam" aus Italien haben noch drei weitere Kinder. Die Musik ist das Herz der Familie Liberace. Schon früh nimmt der Vater seine Kinder mit zu Konzerten, fördert sie, so gut er kann. Er fordert hohe Standards, nicht nur bei der Musik, sondern auch in Sachen Preformance. Gerade einmal vier Jahre alt, beginnt Lee, Klavier zu spielen. Täglich übt er bis zu sechs Stunden. Mit sechs Jahren kann das Wunderkind klassische Stücke über Stunden auswendig spielen. Bei einem Treffen mit dem polnischen Pianisten Paderewski empfiehlt dieser ein Studium am renommierten Wisconsin College of Music mit Schwerpunkt Klavier und Orgel. Auf seinen Vorschlag hin streicht der junge Wladziu Valentino Liberace seine beiden Vornamen aus seinem Bühnennamen. Die Kunstfigur Liberace ist geboren. Florenz Bettraay Kelley übernimmt seine klassische Ausbildung. Mit 20 Jahren debütiert Liberace als Solist mit dem Chicago Symphony Orchestra unter der Leitung von Dr. Frederick Stock. Mit der Schulgruppe Mixer beginnt er 1934, in Kabaretts und Strip-Clubs Jazz zu spielen. In einem Wettbewerb der klassischen Musik wird er für seinen Flair und seine geschickte Zurschaustellung gelobt. Er zeigt Interesse an Malerei und Design und wird zu einem "Dedicated Follower of Fashion". Anfang der Vierziger zieht es Liberace weg von der reinen klassischen Musik. Er infiziert diese mit Pop und bringt sie den Menschen auf leichtere Art näher. Oder, wie er es nennt: "Klassische Musik, in der ich die langweiligen Teile weglasse." Aus einem klassischem Pianisten wird mehr und mehr ein Showman, unberechenbar und verschmitzt. Zunehmend lässt er das Publikum an seinen Auftritten teilhaben. Er erzählt Witze, gibt während der Show Nachhilfeunterricht für einzelne Zuschauer. Die Chicago Times zeigt sich beeindruckt: "Eben gibt er noch ernsthaft den Chopin, nur um sich in der nächsten Minute in Chico Marx zu verwandeln." Im Jahr 1944 sieht er nach einer Show in Manhattan den Film "A Song To Remember" mit Merle Oberon und Cornel Wilde an, der sich lose auf das Leben von Chopin bezieht. In einer Szene betritt Oberon den Raum mit einem großen Kandelaber. Liberace ist begeistert. Umgehend schmückt er sein Klavier bei Auftritten mit einem prunkvollen Kerzenhalter. Die Armleuchter werden zu seiner Obsession und seinem Markenzeichen. Um in den immer größer werdenden Halle besser gesehen zu werden, kleidet er sich in einen weißen Frack. Selbst sein Klavier wird immer ausgefallener. Zuerst lässt er ein Blüthner mit Blattgold verzieren - unbezahlbar. Danach folgen extravagante Flügel, individuell mit Pailletten und Spiegeln dekoriert. Die PR-Maschine Liberace setzt sich immer mehr in Gang. 1950 spielt er vor dem musikbegeisterten Präsidenten Harry S. Truman im East Room des weißen Hauses. Insgesamt sieben Mal erhält er den Preis für den schnellsten Klassikpianisten der USA. Lee kann innerhalb von zwei Minuten 6.000 Noten fehlerfrei wiedergeben. Selbst im Chordettes-Hit-Song "Mr. Sandman" findet er sich wieder. "Give him a lonely heart like Pagliacci / and lots of wavy hair like Liberace." 1950 debütiert Liberace als Schauspieler in "South Sea Sinner". Der Film wird ein Flop, inspiriert aber Don Fedderson, einen erfolgreichen TV-Produzenten, eine Sendung mit dem Entertainer zu produzieren. 1952 zuerst als Überbrückung der Sommerpause für die Dinah Shore-Show gedacht, wird die "The Liberace Show" ein Erfolg und der endgültige Durchbruch für den Pianisten. 1954 strahlen sie 217 TV-Stationen in Amerika und zwanzig weitere Länder aus. Zeitgleich schnellen seine Plattenverkäufe in die Höhe. In seinen ersten beiden Jahren macht Liberace mit der Sendung bei über dreißig Millionen Zuschauern sieben Millionen Dollar Gewinn. Der besondere Charme der Sendung liegt in der Art, wie das Publikum mit einbezogen wird. Erstmals sind die Zuschauer nicht nur die Masse vor ihren heimischen Geräten, hier werden sie mit Humor, Schmalz und Begeisterung direkt angesprochen. Liberace benutzt ausgeklügelte Beleuchtung, geteilte Bilder und Kostümwechsel, um sich vom Rest der Fernsehunterhaltung abzuheben. Auch in seiner späteren Karriere bleibt er dem Fernsehen treu. Sein Auftritt in der "Batman"-TV-Serie mit Adam West beschert dieser die höchsten Einschaltquoten während der zwei Jahre ihrer Übertragung. Liberace übernimmt Rollen in "I Love Lucy" oder "Kojak". 1985 spielt er die Rolle des Gast-Zeitnehmers bei der ersten WrestleMania. Seine Ausnahmeposition stellt sein Auftritt in der "Muppet Show" unter Beweis, in der die letzte Hälfte der Sendung ausschließlich ihm und seinem Medley aus "Concerto For The Birds", "Misty", "Five Foot Two" und "Chopsticks" gewidmet ist. Bei den Oscar-Verleihungen im Jahr 1982 überreicht er den Preis für die beste Filmmusik und lässt es sich nicht nehmen, jede Nummer in einem Medley anzuspielen. Seine eigene Leistung im Filmgeschäft fasst Liberace gewohnt treffend zusammen: "Ich bin sehr stolz auf meinen Beitrag zu Kinofilmen. Ich habe aufgehört, sie zu machen." Mit einer so überlebensgroßen, theatralischen Figur wie Liberace haben Kritiker naturgemäß ein leichtes Spiel. Sein Programm lebt in Extremen. So laut, so leise und so sentimental wie möglich. Letztendlich gilt Liberace zwar als technisch einwandfreier, aber uninspirierter Pianist. Seine künstlerisch früh erloschene Flamme verdeckt er mit einem Kostümball, der zum Mittelpunkt seines Schaffens wird. Zu seinem eigenen Glück erkennt der Entertainer dies am ehesten selbst. "Gott gab mir ein absolutes Gehör und große, schnelle Hände. Er gab mir alles ... alles, außer Genie." Doch egal, wie die Kritiken ausfallen: Der letzte Lacher ist immer auf Seiten von Liberace. Auf gute Kritiken antwortet er mit: "Vielen Dank für Ihre sehr amüsante Review. Nachdem ich sie gelesen habe, lachte ich den ganzen Weg bis zur Bank." Doch erst seine Umformulierung für schlechte Rezensionen wird legendär: "Ich weinte den ganzen Weg bis zur Bank." Bei einem Auftritt in der "Tonight Show" mit Johnny Carson führt er den Gedankengang zuende: "Ich habe aufgehört, den ganzen Weg bis zur Bank zu weinen. Ich habe die Bank gekauft." In den 1950ern jagt ein Rekord-Auftritt den nächsten. 1953 spielt Liberace vor ausverkauftem Haus in der Carnegie Hall. Im gleichen Jahr füllt er den Madison Square Garden mit 17.000 Menschen und toppt damit sein Vorbild Paderewski. Die Show im Soldiers Field von Chicago verfolgen sage und schreibe 110.000 Besucher. Als gefeierter Pop-Star, dessen breites Lachen jedes bekannte Magazin schmückt, zieht er 1955 wie ein König in die Stadt ein, für die er geboren wurde. 1955 spielt er erstmals im Riviera Hotel in Las Vegas, für eine wöchentliche Gage von 50.000 Dollar. Er entwirft sich selbst und seinen siebzehn Hunden ein pompöses Haus mit dem vorherrschenden Thema Klavier. Jeder Winkel wird mit Spiegeln, Antiquitäten und Leuchtern vollgestopft. Schwarzweiße Tasten schmücken den Rand des gigantischen Pools. Das Leben des Pompöös-Designers Harald Glööckler wirkt im Vergleich zur Extravaganz des "King Of Bling" wie der staubige Alltag eines Bankangestellten. Zeitgleich vermehrt Lee seinen Etat mit Werbung und Anteilen an Banken, Versicherungen, KFZ-Betrieben und sogar Leichenbestattern. Sein Vermögen wird auf rund 100 Millionen Dollar geschätzt. Anfang der 1960er gerät die Karriere kurzzeitig ins Stolpern. Eine Neuausrichtung in seiner zweiten TV-Show, in der er unter anderem auf seine luxuriösen Kostüme verzichtet, wird zum Flop. Doch der wunderliche Star kann auch beißen wie ein Terrier. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, tourt er durch kleine Konzerthallen und Hörsäle, bis er am Ende der Tunnels wieder das Licht des Ruhms erblickt. Am 22. November 1963 wird ihm der eigene Mummenschanz fast zum Verhängnis. Ausgerechnet sein Lieblingskostüm bringt Lee in Lebensgefahr. Bei einem Konzert lösen sich durch seinen Schweiß Giftstoffe aus dem Gewand und greifen seine Nieren an. Es kommt zu einem Nierenversagen. Als ihm die Ärzte des behandelnden Krankenhauses mitteilen, sein Zustand sei lebensbedrohlich, beginnt er, einen Großteil seiner Besitztümer zu verschenken. Doch Lee springt dem Tod noch einmal von der Schippe. Normalsterbliche würden nun vielleicht ihren bisherigen Lebensstil überdenken, den Vorfall als letzte Warnung ansehen. Aber nicht "Mr. Showmanship". Der gläubige Katholik sieht Gott nun auf der Suche nach unverfälschtem Vergnügen und Schwelgerei an seiner Seite. Keine Sünde ist groß genug, dass sie nicht von Gott vergeben wird. 1976 gründet der Entertainer die "Liberace Foundation". Diese ermöglicht begabten jungen Menschen eine Karriere in darstellenden und bildenden Künsten über Unterstützung und Stipendien. Sie wird zu einem Teil durch die Einnahmen des gleichzeitig eröffneten "Liberace Musuem" finanziert, in dem Besucher die Karriere des Künstlers und seine Ensembles bewundern können. Erst im Oktober 2010 schließt das Museum seine Pforten für immer. Die Stiftung bleibt weiterhin bestehen. Im Frühjahr 1984 feiert Liberace in der New Yorker Radio-City Music Hall mit 80.000 Menschen sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum und pulverisiert ganz nebenbei alle Verkaufs- und Besucherrekorde des Art-Deco-Palastes. 1985 kehrt er für einundzwanzig Shows zurück, die nochmals seinen gerade erst aufgestellten Rekord brechen und zwei Millionen Dollar einspielen. Die öffentlich gelebte innige Beziehung zu seiner Mutter Frances, deren Tod im November 1980 Liberace in einen Schockzustand versetzt, bringt ihm den Spitznamen "Mama's Boy" und einige Schenkelklopfer auf seine Kosten ein. Den größten Gesprächstoff liefern Vermutungen über seine sexuelle Orientierung, die seine gesamte Laufbahn begleiten. Selbst in vielen mittlerweile aufgeschlossenen Ländern ist Homosexualität 1956 noch strafbar. Vier Jahre zuvor wird Informatik-Pionier Alan Turing in Großbritannien zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, schlussendlich in die Psychiatrie eingeliefert und nimmt sich dort das Leben. In Amerika ist Homosexualität zu diesem Zeitpunkt zwar nicht mehr strafbar, für eine florierende Karriere und eine gute Außendarstellung aber auch alles andere als sonderlich hilfreich. In diesem Umfeld erscheint im Daily Mirror ein Artikel, der, obwohl es nicht explizit erwähnt wird, nur eine Folgerung zulässt: Liberace ist schwul. Der Entertainer reagiert mit einer Verleumdungs-Klage. Im Laufe der Verhandlung sagt er unter Eid aus, nicht homosexuell zu sein. Liberace gewinnt den Prozess gegen die Zeitung und erhält 8.000 Pfund Schadensersatz. Viele weitere Prozesse dieser Art sollen folgen, in denen der Musiker sich derart festlegt, dass ein späteres Outing in den liberaleren 1970/1980ern unmöglich erscheint. Um den Gerüchten entgegen zu treten, geht Lee Beziehungen mit der Eiskunstläuferin Sonja Henie, Hollywood-Ikone Mae West und der Schauspielerin Joanne Rio, die er laut eigenen Aussagen sogar beinahe geheiratet hat, ein. Im Jahr 1982 wird Liberace von seinem Chauffeur, dem 24-jährigen Scott Thorson, nach Beendigung der sechsjährigen Beziehung, auf 113 Millionen Dollar Unterhalt verklagt. Wieder einmal ist Liberace den Medien und Gerüchten über seine Sexualität ausgesetzt. Doch der Entertainer bleibt zeit seines Lebens bei der öffentlichen Darstellung, nicht schwul zu sein. Nach vielen Jahren endet der Prozess kurz vorm Tode Liberaces mit einer außergerichtlichen Einigung. Thorson erhält 95.000 Dollar, mehrere Autos und (!) zwei Pudel. 1988, ein Jahr nach Liberaces Tod, veröffentlicht Thorson sein Buch "Behind The Candelabra – My Life with Liberace", in dem er intime Details aus seinem Leben mit seinem ehemaligen Arbeitgeber veröffentlicht. Im Jahr 2013 liefert dieses Buch die Grundlage für einen Film von Steven Sonderberg. Michael Douglas übernimmt die Rolle von Liberace, Matt Damon die von Scott Thorson. Am Weihnachtsabend des Jahres 1986 präsentiert sich ein stark abgemagerter Liberace dem entsetzen Publikum der ersten Staffel der "Oprah Winfrey Show". Sein plötzlicher Gewichtsverlust wird der Öffentlichkeit mit der zum damaligen Zeitpunkt unter Prominenten beliebten Wassermelonen-Diät erklärt. Es soll sein letzter öffentlicher Auftritt bleiben. Am 4. Februar 1987 stirbt Liberace im Alter von 67 in seinem Haus in Palm Spring an AIDS. Der Mann, der ihnen eine schillernde Welt aus Farben, Musik und glitzernden Kostümen mit Humor präsentierte, verabschiedet sich von seinem Publikum. Mit Glauben an seine Fähigkeiten und Hingabe hat Liberace sich und seinen Fans bewiesen, wie unzutreffend doch der Titel eines seiner Lieblingslieder ist: "The Impossible Dream". Liberace machte Träume wahr.
© Laut

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