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City

City ist die erfolgreichste DDR-Band. Gemeinsam mit den Puhdys und Karat stehen sie unangetastet in der Hall Of Fame der neuen Bundesländer. Ihre Geschichte beginnt 1972. Als City Band Berlin von Fritz Puppel (Gitarre) und Klaus Selmke (Schlagzeug) in Ost-Berlin gegründet, absolvieren sie einige Gigs mit Coverversionen (Santana, Rolling Stones oder Jimi Hendrix). Puppel lehrt an der Musikschule Friedrichshain, Selmke studiert dort Schlagzeug. "Wenn du eine Anlage aus dem Westen organisierst, kannst du auch eine Band aufmachen. Ich habe also meiner Tante erklärt, dass ich 18.000 DDR-Mark brauche, damit ein Schieber eine Anlage aus dem Westen besorgen konnte. Dann war das Zeug endlich da, ich nicht im Gefängnis, und dann habe ich Klaus Selmke angesprochen, dass wir eine eigene Band gründen sollten", erzählt Puppel von den Anfängen. Nach einer Umbesetzung steht die Truppe 1974 als City Rock Band erneut auf der Bühne. Ein Jahr darauf erscheint ihre erste Single "Der Spatz / Die Frau des Seiltänzers". Ihr größter Hit, "Am Fenster", lebt von bulgarischer Folklore, einer Geige die sich im Laufe der Jahre zu einem Erkennungsmerkmal von City entwickelt, und der mindestens ebenso markanten, rauchigen Stimme Toni Krahls, der 1975 den in den Westen geflohenen Emil Bogdanow am Mikro ablöste. Nach ihrem ersten Auftritt im Westen 1978 (Kant-Kino, West-Berlin) schreibt Barry Graves: "Ein Volltreffer bei dem völlig enthusiastischem Publikum im überfüllten Kant-Kino war der Hit 'Am Fenster', der die Schwermütigkeit einer osteuropäischen Volksweise zu geheimnisvollen Lyrikchiffren und einem dynamisch großzügig abgestuften Rockbeat addierte. Die Gruppe ist nichts weniger als eine gesamtdeutsche Sensation". "Am Fenster" verkauft sich damals alleine in der DDR über 100.000 Mal. Stand 2020: weltweit über zehn Millionen verkaufte Einheiten, heißt es. Dabei wollte die Band den für sie ungewöhnlichen Song erst gar nicht veröffentlichen, drei Jahre schlummerte er in den Archiven, bevor man ihn eher zufällig einspielte - heuet sprechen die Musiker von einem "Geschenk". 1978 veröffentlicht Amiga die erste LP der Band mit einer 17-minütigen Version des Hits. 1980 erscheint mit "Dreamland" die erste englischsprachige LP einer Ostformation. Georgi Gogow und Gisbert Piatkowski verlassen die Band im Jahr darauf und gründen NO 55. Den nächsten großen Wurf landen City erst 1987 mit dem Album "Casablanca". Zu dem Zeitpunkt wirbt die durchweg mit Glatzköpfen besetzte Band mit dem Slogan "Ohne Bass und ohne Haare - mit City durch die 80er Jahre!". Auf der Platte sind ihre Texte "am Rande des damals Machbaren", was eine zuerst positive Rezension durch eine später gedruckte Gegendarstellung derselben Autorin eindrucksvoll beweist. "Als einzige DDR-Band kannten wir das Wort Mauer" erläutert Frontmann Toni Krahl. Den DDR-Funktionären sei das aber erst drei Monate nach Erscheinen aufgefallen, sagte Schlagzeuger Selmke viele Jahre später der Märkischen Allgemeinen. Sieben der zwölf Titel landeten damals noch auf dem Index. Als explizit politische Band verstanden sich City gleichwohl nie, auch wenn Sänger Toni Krahl 1968 als Abiturient wegen des Protests gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verhaftet und zu drei Jahren Haft verurteilt worden war. Als eine der wenigen Bands traten sie auch im Westen auf, an Flucht habe man dennoch nie gedacht, so Selmke. Dennoch: "Ich bin sicher, dass auch die Rockmusik der DDR zum allmählichen Untergang der Republik beigetragen hat" betont Krahl später. Nach der Wende gründen City ihr eigenes Label K&P Music (u.a. Karat, Inchtabokatables, Keimzeit). Die darauf veröffentlichte "Best Of" verkauft sich 1992 über 130.000 Mal. Gogow kehrt 1992 zurück. Ansonsten halten sich City im Wiedervereinigungsstress Anfang bis Mitte der 90er eher zurück. Erste "Rauchzeichen" veröffentlichen sie 1997. Richtig los geht es erst wieder mit der Jubiläums-CD (30 Jahre City) "Am Fenster 2", die aus dem Stand in die deutschen Charts einsteigt. "Wir sehen es als Fortsetzung von 'Am Fenster' und von all unseren guten Seiten" (Zitat Toni Krahl). City treten auch nach fast 50-jähriger Karriere noch immer vor tausenden von Fans auf. Im Rahmen der Rocklegenden-Tour 2016 spielen so vor insgesamt 110.000 Zuschauern. 2017 erscheint nach längerer Zeit wieder ein neues Studioalbum: "Das Blut So Laut". Im Oktober 2019 folgt das Doppel-Livealbum "CandleLight Spektakel - Live in Sachsen". Dann der Schock: Am 22. Mai 2020 stirbt Bandgründer Klaus Selmke im Alter von 70 Jahren an Krebs. Seine Bandkollegen Gitarrist Fritz Puppel, Toni Krahl, Keyboarder Manfred Hennig und Georgi Gogow (Geige, Bass) bleiben fassungslos zurück. Ihre Trauer verarbeiten City im selben Jahr in dem Stück "War Gut", das sich 2022 auf dem nächsten Studioalbum "Die Letzte Runde", das zugleich ihr Abschiedswerk darstellt. Eine Bandbiografie namens "Einmal wissen, dieses bleibt für immer - CITY. Das Buch" und eine Konzertreise, die am 30. Dezember des selben Jahres in der Mercedes Benz-Arena in Berlin endet, runden die Karriere eines halben Jahrhunderts ab. Am 10. Februar 2024 stirbt auch Fritz Puppel im Alter von 79 Jahren.
© Laut

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