Hocico
An welche Musikrichtung denkt man garantiert nicht, wenn man sich das sonnige und Kakteen gesäumte Land der Mariachis in Mexiko vorstellt? Richtig! Niemand denkt an Darkwave, Gothic und Hardcore Elektro. Das ist schade. Denn ausgerechnet von dort stammen Hocico; eine weltweit erfolgreiche und Maßstäbe setzende Genregrößen.
Hocico ist das spanische Wort für Schnauze. Im lateinamerikanischen Slang gewinnt es zusätzlich die Bedeutung ekelerregend, widerlich und abstoßend. Derlei Eigenschaften treffen auf die Musik des Duos zum Glück nicht zu. Wer auf Hochgeschwindigkeits-EBM mit Techno und Goth Einschlag steht, der bekommt hier das volle Brett an den Kopf geknallt.
Die beiden Cousins Erk Aicrag (Texte und Gesang) und Racso Agroyam (Programmierung) formieren sich 1992 zu dieser Band. Die etwas seltsam anmutenden Namen der beiden sind Ananyme ihrer bürgerlichen Namen Erik Garcia und Oscar Mayorga. Zu Anfang litten die beiden jugendlichen Grufies unter ihrer finanziell nicht gerade wohlhabenden Situation und der allgemeinen Unterentwicklung der professionellen Musikszene in Mexiko. Die ersten Schritte zum eigenen küntlerischen Mikrokosmos bietet lediglich ein simples altes Yamaha Keyboard.
Dies änderte sich zum Glück nach einigen Jahren. Bereits mit dem hämmernden Debüt "Odio Bajo El Alma" machen sich die Latinos einen Namen in Europas dunkler Szene; gerade auch in Deutschland. Von einem Exotenbonus kann hierbei nicht die Rede sein. Der kompromisslose und toughe Sound, der sich wie ein Dübel in die Hirnwindungen schraubt, sorgt ebenso für Erstaunen wie auch Entzücken.
Die Mehrzahl der Lyrics berichtet von Themen wie Hass und Gewalt oder der Ablehnung von Religion. Gerade Letzteres erzürnt die besonders konservative Strömung der südamerikanisch-katholischen Kirche regelmäßig bis zur Weißglut.
Der verzerrte aggressive Gesang ist in englisch oder in spanisch gehalten. Mit den Liedern "Starving Children" und "Tales From The Third World" veröffentlicht die Band sogar zwei sozialkritische Lieder über ihre mexikanische Heimat. Indes gilt dort - wie so oft im Leben - der Spruch über den Propheten im Eigenen Lande. Die Heimat wird bislang nicht so recht warm mit den elektrisch kalten Soundmagiern und ihren direkten und kritischen Texten. Bei uns hingegen zählen die Schnauzen zu den fast jährlich gern gesehenen Stammgästen des renommierten M'era Luna und WGT.
Während sich Erk mit Rabia Sorda seit Mitte August 2006 ein zweites Standbein geschaffen hat, wandelt Oscar mit Dulce Liquido bereits seit 1993 auf Solopfaden.
© Laut
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