Casa de Bituca (The Music of Milton Nascimento)

Albumbeschreibung

Brasilien hat momentan nicht viel zu lachen, desolater kann Politik kaum sein. Musik soll für gute Laune und vieles mehr sorgen. Wenn Hamilton de Holanda die zehnsaitige Konzertmandoline zupft, tut sich in der Tat eine Welt auf, in der es harmonischer, gesünder, ausgeglichener zugeht. Nach „Samba de Chico“ (2016) feiert die neue CD den legendären Sänger und Songschreiber Milton Nascimento zu seinem 75. Geburtstag. Mutterseelenallein in Frankreich 2002 habe ihn Miltons Album „Angelus“ gerettet, sagt Hamilton. Ein betörender Auftakt ist „Bicho Homem“, wobei Milton singend begleitet, ein wenig wie Wayne Shorters Sopransaxofon auf „Odyssey of Iska“. Dann zeigt Hamilton lässig sein phänomenales Können, um mit „Maria Três Filhos“ den anfänglichen Groove wieder aufzugreifen. Tolles Gitarrenspiel von Daniel Santiago, einer Säule des neuen Quintetts. Hamilton singt einen „Song von der Gleichgültigkeit“, mit Kinderchor und raffinierter Melodie. Milton Nascimentos Hymne „Ponta de Areia“ hat die besondere Magie, wie aufsteigender Nebel über der Bucht von Guarnabara. Immer ein besonderes Erlebnis sind Hamiltons unbegleitete Soli, hier ein „Lied von Amerika“. Mit „Vera Cruz“ und „Travessia“ wagt er sich an zwei weitere Klassiker Miltons – wie alles beflügelt von einem unnachahmlichen Offbeat-Spiel der Band. Hamilton de Holanda ist unfähig, Mittelmäßiges abzuliefern; um die Mandoline rankt sich jetzt ein Quintett-Klang, an dem der Mann an der Mundharmonika wichtigen Anteil hat. Das Finale heißt „Guerra e Paz“ („Krieg und Frieden 1“). Milton Nascimento phänomenal im Chor mit sich selbst singend, ist eines der Highlights. Ergänzt wird das Album durch eine DVD, die in wunderschönen Schwarzweißbildern die Aufnahmesession inklusive Gastspiel von Milton Nascimento dokumentiert.
© Lippegaus, Karl / www.fonoforum.de