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Evan Dando

An ihm scheiden sich die Geister. Der Kopf der legendären Neunziger-Indie-Kapelle Lemonheads gibt mit seinem Schaffen bzw. seinem Lebenstil den Verfechtern seines Songwriter-Genies mindestens eben so recht wie seinen Klatschspalten-Gegnern. Ein Two-Face sondergleichen, das gleichzeitig lieb und harmonisch schauen kann, während es im Hinterkopf schon über seinen nächsten egozentrischen Rockstar-Auftritt in irgendeiner VIP-Lounge dieser Welt spekuliert. So verhielt es sich zumindest bis Ende der 90er Jahre. Am 4. März 1967 kommt der hübsche Junge mit dem wehenden blonden Haar in den Bostoner Suburbs zur Welt. Beeinflusst von der in Amerika aufkommenden Pop-Punk-Bewegung um Hüsker Dü oder die Replacements gründet er mit achtzehn Jahren 1986 zusammen mit seinen Freunden Ben Deily und Jesse Peretz die Lemonheads. Ein Line Up, das wie jegliche Formationen, in denen Dando musiziert, nicht lange halten sollte. Über die Jahre bleiben er und seine weiche sehnsüchtige Stimme die einzigen Konstanten im Leben der Band. Nach anfänglicher Hardcore-Zeit und einem Vertrag mit Taang! Records veröffentlichen die Lemonheads 1989 ihr drittes Album "Lick". Es zeigt schon ein wenig in die kommende Richtung des wunderbar einfachen Indie-Pop-Songs, den Dando auf späteren Werken perfektionieren sollte. Auf jenem Werk findet sich auch das Suzanne Vega-Cover "Luka", mit dem die Lemonheads erstmalig über die eigene Szene hinaus blicken. Dandos ewiges Faible für Coverversionen gipfelt 1992 in der Simon & Garfunkel-Nummer "Mrs. Robinson", die sämtliche Erfolgsprognosen übertrifft. Mit dem finanziellen Aufschwung verstärken sich Anfang der Neunziger allerdings auch Dandos Drogenprobleme. Nach dem Release von "Come On Feel The Lemonheads" versinkt er tief in einem High-Society-Schlund aus hübschen Schauspielerinnen (er probiert sich in diesem Genre auch selbst in "Reality Bites" und an der Seite von Liv Tyler in "Heavy") und einem See von Alkohol feat. Drogen. Das Gleiche passiert 1996, als er sich unter dem Lemonheads-Deckmäntelchen getarnt mit "Car Button Cloth" nochmal kurz zurück meldet. Als dieses Comeback misslingt, führt sein Weg weiter bergab und Dando verschwindet praktisch komplett von der Bildfläche. Später behauptet er augenzwinkernd, in dieser "Auszeit" den Monitor-Sound für Enya gemacht zu haben. Im Milleniumsjahr 2000 heiratet er seine Freundin Elisabeth Moses, durch die er sich allmählich wieder aufrafft und mit der er die nächsten Jahre durch die Welt tingelt. Der Musik schwört er dennoch nicht ab: Dando gibt hier und da Solo-Gigs (einer wird 2001 als Doppel-CD "Live At The Brattle Theater" veröffentlicht), schreibt Songs für seine Langzeit-Kumpels der Blake Babies und spielt auf deren 2001er Album "God Bless The Blake Babies" mit. Nebenbei entsteht aus der Zusammenarbeit mit Ben Lee, Tom Petersson (Cheap Trick) und Jason Schwartzman (Phantom Planet) auch noch die Internet-Only Single "Dead Or Anything/Love Song". 2002 gründete er mit James Iha von den Smashing Pumpkins, Melissa Auf Der Maur und Ryan Adams die Band The Virgins, die bisher aber noch nicht auf sich aufmerksam machen konnte. Sieben Jahre nach seiner letzten Platte erscheint im März 2003 sein erstes Solo-Werk "Baby, I'm Bored", dessen Titel von den dämlichen "Baby On Board"-Aufklebern inspiriert ist. Angeblich Drogen- und Alkohol-frei gibt sich Dando hier wie in seinen besten Tagen. Mitgeholfen haben alte Kollegen wie Howe Gelb (Giant Sand), Joey Burns und John Convertino (Calexico) und mit Tom Morgan auch ein alter Lemonhead. Exakt zehn Jahre nach "Car Button Cloth" erscheint im September 2006 bei Vagrant Records/Universal tatsächlich ein neues Lemonheads-Album. Härter und schneller als Dandos Soloalbum, scheint der Meister mal wieder Lust auf seine eigene Jugend verspürt zu haben. Mit dabei sind die zwei ehemaligen Descendents-Mitglieder Karl Averez und Bill Stevenson und auf zwei Songs auch der gute J. Mascis von Dinosaur Jr. Ob es letztlich am mangelnden öffentlichen Interesse liegt oder an Marketingaspekten: "The Lemonheads" wird in Europa nicht mit einer Tournee beworben und auch Universal hat Wichtigeres zu tun, als die Platte zu promoten. Ein klassischer Flop. Die Kooperation mit Universal endet und von Dando hört man drei Jahre nichts mehr, bis auf einem Indie-Label die Coverplatte "Varshons" erscheint. Obwohl er sie praktisch in Alleinregie aufnimmt, erscheint sie unter dem bekannten "Lemonheads"-Banner. 2012 erscheint die Lemonheads-Best Of "Laughing All The Way To The Cleaners", die ebenfalls kein großes Aufsehen erregt. Dando begnügt sich damit, sein Einkommen mit regelmäßigen Tourneen zu finanzieren, auf denen er abwechselnd die Klassiker "It's A Shame About Ray" (1992) oder "Come On Feel The Lemonheads" (1993) spielt - oder zum Ärger des Publikums trotz Album-Motto einfach eine andere Platte. 2016 nimmt er mit Willy Mason und Marciana Jones als TSP (The Sandwich Police) eine 3-Track-EP auf.
© Laut

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