Nach einer langen Reihe von EPs geht der französische Elektronikproduzent Viken Arman zum ersten Mal zu einem Langformat über, auf dem man den Berliner Einfluss spürt.

Es ist jetzt zehn Jahre her, dass der Pariser Produzent Viken Arman mit seiner ersten EP Addiction auf Délicieuse Musique, dem Star-Label für chilligen Elektro-Sound Anfang der 2010er Jahre, durchstartete. Seitdem hat er seine Musik zu einem kontemplativen, melodischen House mutieren lassen, in den er die Klänge seines armenischen Erbes einfließen lässt und manchmal mit Ambient flirtet. Melancholische und spirituelle Musik, die wie geschaffen ist für weite Landschaften, weshalb er 2016 in der Wüste des Festivals « Burning Man » und im darauffolgenden Jahr für das Festival Cercle im wunderschönen Rahmen des « Belvedere des Caillettes » spielte, von dem aus man den Wald von Orléans überblicken kann.

Doch inzwischen ist Viken Arman nach Berlin weitergezogen, wo er sich niedergelassen hat. Und was mit Künstlern und Künstlerinnen der elektronischen Musik passiert, wenn sie von so heißen Dancefloors wie dem Berghain, dem Watergate oder dem Club Der Visionaere umgeben sind, ist hinlänglich bekannt: Sie fangen an, Musik zum Tanzen zu produzieren.

So kommt es, dass Viken Arman ein erstes Clubmusik-Album herausbringt, nachdem er noch vor ein paar Jahren von einer Platte mit Kollaborationen mit Jazzmusiker:innen und Sänger:innen geträumt hatte. Aber nein: Alone Together (wie der Titel schon sagt) steht für sich allein, ohne Gastauftritte oder Gesang. « Das Wichtigste ist, dass es auf den Moment abgestimmt ist. Manchmal darf man nicht zu viel nachdenken », sagt er philosophisch.

Und er hat nicht zu viel nachgedacht: Die ganze Zeit über stellt sich heraus, dass dieses Album mit der Energie des Tanzes geschrieben wurde, die noch in ihm steckt. Doch Arman ist nicht der Typ, der für den Mix formatierte Stücke macht. Das zeigt er, indem er die Formate mit Titeln von 2, 4 oder 9 Minuten Länge und Twists wie im unaufhaltsamen You Don’t Hurt Me erweitert, wo er den Beat im Moment des Breaks depitiere, bevor er in den Electro-Swing-Modus wechselt und der zweiten Hälfte des Titels einen unwiderstehlichen Impuls verleiht.

Auch ist er nicht monomanisch, sondern wechselt zwischen schamanischem House à la Acid Pauli (mit dem er 2022 den Track Reading from a Secret veröffentlichte) und gefiltertem House im Stil von French Touch (Can’t Do Without You). Eine trippige Reise, die mit Alone Together endet, das von einem kosmischen Synthesizer eingeleitet wird, auf dem man den kontemplativen und psychedelischen Viken Arman wiederfindet, mit einem einzigartigen Klavier-Loop, der sich bis ins Unendliche verfestigt. Ein Album, das genauso für den Club wie für die Wüste geeignet ist… Qobuzissime!

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