Hawaii to Calcutta: A Tribute to Tau Moe

Albumbeschreibung

Durch John McLaughlins fulminante CD „Floating Point“ von 2007, die unbekannte Talente aus Indien präsentierte, kamen wir auf seine Spur. Der heute 54-jährige Debashish Bhattacharya spielt durchaus traditionsverbunden indische Ragas und mehr, aber auf speziell von ihm entworfenen Gitarren mit bis zu 24 Saiten. Man darf ihn wohl zu Recht zu den großen Virtuosen unserer Zeit rechnen, und seine Musik ist so unmittelbar einleuchtend wie der Folk-Blues eines Mississippi Fred McDowell, der Jazz Django Reinhardts oder das Klavierspiel von Vladimir Horowitz. In Indien hat er 200 Schüler, und sein Fanclub hat mittlerweile globale Ausmaße.
Mit seinem neuen Album schlägt Debashish, der als Kind von drei Jahren mit einer Hawaii-Gitarre begann, eine große Brücke von Hawaii nach Indien. Der Mann aus Kalkutta erinnert musikalisch an seinen großen Vorgänger Tau Moe (1908- 2004), der 60 Jahre lang die Hawaii-Gitarre weltbekannt machte. Man fasst sich an die Stirn und fragt sich, warum man nicht schon früher darauf gekommen ist – die Wahlverwandtschaften sind wirklich frappierend. Tau Moes Musik – seine ersten Reisen führten ihn in den Fernen Osten, er lebte mehrere Jahre in Indien – war in Debashishs Heimat auf Anhieb immens populär und präsent. Dort entdeckten sie, dass die Schleiftöne der Slidegitarre der klassischen Raga neue Horizonte eröffnen konnten.
Debashishs Eltern waren beide traditionelle Sänger und sein Gitarrenlehrer eng befreundet mit Tau Moes bestem Schüler Garney Nyss. Die Wurzeln all dieser Melodien reichen bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Debashish zählt seine Begegnungen mit dem über 90-jährigen Tau Moe auf Hawaii, wo dieses Meisterwerk entstand, zu den Highlights in seinem Leben. Ry Cooders Abenteuer mit Gabby Pahinui’s Hawaiian Band von 1975 hat also endlich mal eine Fortsetzung bekommen.

© Lippegaus, Karl / www.fonoforum.de