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Gérard Depardieu

Die Welt liebt Gerard Depardieu als Obelix und massige Hälfte an der Seite von Pierre Richard. Cineasten schätzen sein Mitwirken in Bertoluccis "1900", Literaten seine "Balzac"-Verkörperung und viele Gothics schwören auf "Vidocq". Des Franzosen tiefe Liebe zur Musik und sein eigenes Schaffen ist außerhalb der Grande Nation gleichweohl weit weniger bekannt, aber nicht weniger eindringlich. Schon der mehr als ungewöhnliche Lebenslauf ist eines Rockstars mehr als würdig. Von der Gosse in den Palast, dazwischen Kampf, erlittene Tragödien, Weltruhm und ein hedonistisches Leben der Extreme. Hineingeboren in eine bettelarme analphabetische Arbeiterfamilie und gewalttätiges Umfeld, erweist sie Depardieus Existenz bereits von der ersten Sekunde an als blankes Ringen ums Überleben. So erblickt er das Licht der Welt trotz hartnäckiger Abtreibungsversuche seiner Mutter mittels Stricknadeln. Es folgen: bitteres Elend, Schulabbruch, Prostitution als zehnjähriger Strichjunge ("Wenn die Typen mit Fressen wie Lino Ventura, die Lastwagenfahrer, die Schausteller, anboten, mir einen zu blasen, nannte ich sofort meinen Preis."), harsche Jugendkriminalität samt organisierten Zigarettenschmuggels und pipapo sowie toughe Zeiten im Jugendarrest. Mithin deutet zunächst eher wenig auf die späterhin hervorbrechende musische Begabung hin. Doch sie ist von Beginn an vorhanden und er macht etwas aus allen negativen Erlebnissen. Sowohl Depardieus Rebellentum als auch manche Erfahrungen in der Schauspielerei tragen ihren Teil dazu bei, ihn gleichermaßen zum kreativen Sender wie Empfänger zu machen. Entsprechend ist es beileibe kein Wunder, dass krass aufbegehrende Chansoniers wie Brel oder Gainsbourg ihn ebenso prägen wie auch Erfahrungen mit Weltklasse-Komponisten à la Ennio Morricone. Mit Letzterem kommt er 1976 bei den Dreharbeiten zu "1900" in Kontakt und saugt die emotionale Kraft in dessen Score auf. Mehr als 20 Jahre darauf revanchiert er sich, indem er auf dem Hommage-Sampler "Canto Morricone" im Jahr 1999 zwei essentielle Stücke des Maestros - "Ricordare" und "Effacer Le Passé" - beisteuert. Zu diesem Zeitpunkt ist sein musikalischer Erfahrungsschatz indes längst beträchtlich. Dieser beginnt bereits ab 1979 ein veritables Eigenleben. Für den Soundtrack des Films "Je Vouz Aimee" an der Seite von Catherine Deneuve und Jean-Louis Trintignant überzeugt er kurzerhand die Ikone Serge Gainsbourg. Gemeinsam fabrizieren sie den Track "La P'tite Agathe". Dergestalt Blut geleckt erblüht Depardieus musikalischer Instinkt. Die Lust an der Musik kulminiert kurz darauf im Debütalbum "Ils Ont Dit Moteur ... Coupez!". Eine Besonderheit dieser Platte ist der Umstand, dass seine damalige Frau, Elisabeth Depardieu einen wesentlichen Anteil an Songwriting und Lyrics innehat. Obwohl der LP anno 1980 kein großer Erfolg beschieden ist, entwickelt sie sich im Lauf der Jahre zur gesuchten Rarität, die - besonders in französischsprachigen Ländern - längst qualitativ verdienten Kultstatus genießt. Sechs Jahre später folgt eine weitere bemerkenswerte Zusammenarbeit. Mit der großen Chanteuse Barbara steht Depardieu nicht nur als Schauspieler auf der Theaterbühne. Beide realisieren auch den kompletten Soundtrack für das erfolgreiche Bühnenstück "Lily Passion". Dies erweist sich als weiterer Schlüsselmoment in Depardieus musikalischer Entwicklung. Er spielt nicht nur die Hauptrolle des Psychokillers, der jedesmal töten muss, sobald er die ferne Geliebte singen hört. Gemeinsam mit Ehefrau Elisabeth und Barbara kreiert er 1986 die gleichnamige Filmmusik. Über die Jahre folgt so mancher Soundtrack-Beitrag, wie etwa für den erfolgreiche Streifen "Mon Pere, Ce Heros"/"Mein Vater Der Held". Besonders herausragend ist Depardieus Zusammenarbeit mit dem großen französischen Komponisten Hector Zazou. Für dessen grandiose Rimbaud-Ehrung "Sahara Blue" ist er 1992 Teil eines erlesenen Ensembles. An der Seite von Koryphäen wie Zazou, Dead Can Dance, Bill Laswell oder John Cale entsteht ein fulminanter Kniefall vor dem großen französischen Poeten. Das von Depardieu intonierte "I'll Strangle You" fungiert hier ebenso als Opener wie auch als Dreh- und Angelpunkt zur Annährung an den ihm seelenverwandten Dichter. Mit seiner exquisiten Auswahl verkörpert Depardieu sowohl den strikten Libertinismus der Kunst als auch ihr Spiegelbild der Gesellschaft, das zeigt, wie nützlich der totale Individualismus der Kunst sein kann. Den Höhepunkt dieser Entwicklung entläd er im 2017 erscheinenden "Depardieu Chante Barbara". Zum 20. Todestag seiner Freundin gelingt ihm tatsächlich die Quadratur des Kreises. Einerseits verkörpert die CD eine angemessen tiefe Verbeugung vor ihrer musikalischen Bedeutung. Andererseits ist die Interpretation so barock und rauschhaft, dass man die Scheibe ebenso als typisch Ode an Liebe, Leid und Leben empfindet. "Ich lebe mich selbst", sagt Gerard Depardieu über die Schauspielerei. Doch in der Musik hat er diese reine Selbstbezogenheit aufgegeben, ohne das eigene Charisma zu verneinen.
© Laut

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