Ob Straight Jazz oder gefühlvollere Stilrichtungen, John Scofields Arbeit macht die Jazzgitarre zu einem Instrument der unbegrenzten Möglichkeiten.

Jazz lebt von ständiger Veränderung: Neue Kombinationen von Stimmen und Visionen verleihen ihm kreativen Elan. Miles Davis ist eines der augenfälligsten Beispiele dafür. Er war ein Meister im Zusammenstellen und Umgestalten von Ensembles. Im Laufe der Jahre gehörten viele talentierte Musiker zu seinen sich ständig verändernden Bands. Der Gitarrist  John Scofield war in den 1980er Jahren lange genug dabei, um an drei Davis-Platten aus diesem Jahrzehnt mitzuwirken: Star PeopleDecoy und You're Under Arrest.

Vor und nach der Zeit mit Davis gründete Scofield (von seinen Freunden und Fans "Sco" genannt) seine eigenen kleinen Ensembles. Über die Jahre gab es jedoch zwei altgediente Instrumentalisten, die neben den wechselnden Bandmitgliedern kontinuierlich präsent waren: der Bassist Steve Swallow  und der Schlagzeuger Bill Stewart. Swallow (Lebensgefährte der Pianistin und Komponistin Carla Bley) und Scofield begegneten sich Anfang der 70er Jahre am Berklee College of Music in Boston – Scofield als Student und Swallow als Lehrer. Sie wurden schnell Freunde und musikalische Partner. Das neue Scofield-Album bei ECMSwallow Tales, feiert das talentierte Trio und insbesondere seinen meisterhaften Bassisten.

„Bei anderen Leuten denke ich, das kann ich nicht machen, weil sie diese Art von Musik hassen. Sie werden mich für einen Trottel halten, weil ich es vorgeschlagen habe“, sagte Scofield gegenüber Qobuz. „Aber Steve ist sowohl menschlich als auch als Musiker großzügig und offen und zu allen Experimenten bereit.“ Swallow begann seine Musikerkarriere in Dixieland-Jazzbands an der Yale University, wo er mit großartigen Swing-Spielern wie Buck Clayton und Rex Stewar verkehrte, die sich durch den sich ändernden Geschmack gezwungen sahen, einen Musikstil zu spielen, der auf Partys zu hören war, bevor der Rock and Roll aufkam. *

In Yale lernte Swallow durch seinen Freund, den Holzbläser und Keyboarder Ian Underwood (der später zusammen mit Frank Zappa in The Mothers of Inventionauftrat), erstmals die Musik von Ornette Colema kennen. Nach dieser Erfahrung wechselte Swallow vom Notenlesen im Musikpavillon zum improvisatorischen Spiel in Jazzbands unter der Leitung von Jimmy GiuffreArt FarmerGary BurtonZoot SimsJim Hall und Stan Getz. In den frühen 70er Jahren war er einer der ersten namhaften Jazz-Bassisten, der vom Kontrabass zum elektrischen Bass wechselte.

"Er sagte, es ist das Instrument der Zukunft und ich werde es spielen", erinnert sich Scofield an die damals strittige Frage. "Er spielt mit einem Plektrum, was total seltsam ist, alle anderen großen E-Bassisten spielen mit den Fingern. Und er ist ein super-melodischer Solist, fast wie ein Hornist, wie Lester Young oder Stan Getz und die Leute, die er wirklich mag, die echte Melodiker sind."

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