Avishai Cohen
Homonyme sind manchmal schrecklich. Vor allem, wenn man im selben Bereich arbeitet wie der andere, der berühmter ist. Das breite Publikum kennt nur den Jazz-Kontrabassisten Avishai Cohen. Unser Avishai Cohen hingegen ist auch israelischer Staatsbürger und zugleich Jazzmusiker, aber sein Lieblingsspielzeug ist eine Trompete. Schon als Zehnjähriger tritt er zum ersten Mal öffentlich auf, indem er in Big Bands spielt, aber er geht auch mit dem Young Israeli Philharmonic Orchestra auf Tournee und erlebt Dirigenten wie Zubin Mehta, Kurt Masur und Kent Nagano. Obwohl beide Avishai Cohen auf keinerlei Weise miteinander verwandt sind, sind alle beide nach New York ausgewandert. Der 1978 in Tel Aviv geborene Trompeter feiert seine ersten beruflichen Erfolge mitten in der Stadt des Big Apple, wo er sich im Jahre 1997 niedergelassen hat. Nach seinem Studium am Berklee College of Music in Boston klapperte er die New Yorker Jazzlokale ab, wo er auf sich aufmerksam machte und so den illustren Landesgenossen allmählich etwas in den Schatten stellte.
Als der Trompeter Avishai Cohen 2003 sein erstes Opus als Bandleader herausbringt, kann er es sich nicht verkneifen, ihm den Titel The Trumpet Player zu geben. Was den Stil betrifft, so zeichnet sich der gute Mann durch den nüchternen Charakter seines Idols Miles Davis aus. Mit seiner Kunst tritt er aber auch in die Fußstapfen jener Größen des Post-Bop und des Hard Bop, die ihren Stil beherrschen, egal ob es sich nun um Art Farmer oder um Freddie Hubbard handelt. Seinen schönen, weitläufigen Stil entwickelt er im Rahmen seines Trios Triveni weiter, das er zusammen mit dem Kontrabassisten Omer Avital und dem Schlagzeuger Nasheet Waits bildet, aber auch in der Gruppe der 3 Cohens, wo er mit seinen beiden älteren Geschwistern, seiner Schwester Anat an der Klarinette und seinem Bruder, dem Saxophonisten Yuval, spielt. Seit über zehn Jahren arbeitet Avishai Cohen mit recht unterschiedlichen Musikern wie Anat Cohen, dem Ensemble Mingus Dynasty, Yuval Cohen, Jason Lindner und sogar mit der Sängerin Keren Ann.
Als Manfred Eicher vom Label ECM Avishai Cohen bei den Aufnahmesessions für Mark Turners Album Lathe Of Heaven hörte, war er von seinem Beitrag sehr beeindruckt. Er erkannte das Talent des Trompeters und nahm ihn als Bandleader sofort unter Vertrag … Mit dem treffend genannten Into The Silence, das er im Sommer 2015 im Studio de la Buissonne in Südfrankreich einspielt, erweist Cohen seinem verstorbenen Vater die Ehre. Die originellen Kompositionen mit den äußerst ergreifenden Melodien beschreiben die letzten Tage im Leben seines Vaters und er verherrlicht sie mit dem so eigenen, persönlichen Klang seines Instrumentes, wobei er mit Schalldämpfereffekten seine virtuose und innige Art zur Geltung bringt. Bei dieser schönen und ergreifenden Übung wird Avishai Cohen vom Pianisten Yonathan Avishai unterstützt, aber auch vom Kontrabassisten und langjährigen Freund des Branford Marsalis Quartetts, Eric Revis, vom Tenorsaxophonisten Bill McHenry und vom Schlagzeuger Nasheet Waits, mit dem er seit mehreren Jahren zusammen spielt. Eine Platte, die wohl viel dazu beitragen wird, dass Avishai Cohen nun endlich nicht mehr bloß der andere Avishai Cohen ist…
© MD/Qobuz
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