Sibelius: Tapiola, En saga & Songs

Albumbeschreibung

Die Novität dieses insgesamt gelungenen Sibelius-Programms stellen jene acht Klavierlieder dar, die der finnische Komponist Aulis Sallinen 2015 anlässlich des 150. Geburtstags seines großen Landsmanns orchestrierte – im Auftrag des Finnischen Radio-Sinfonieorchesters und Hannu Lintus und explizit für die Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter geschrieben. Diese Interpreten sind auch auf der vorliegenden CD zu hören. Sallinen wählte relativ unbekannte Lieder aus verschiedenen Schaffensperioden des Komponisten; seine Instrumentierungen sind weder explizit an den Orchesterstil Sibelius’ angelehnt, noch zeigen sie allzu viel eigene Identität. Nichtsdestoweniger lohnt die Bekanntschaft, und auch wenn Anne Sofie von Otters Stimme schon einmal frischer geklungen hat, so gelingt es ihr doch, Text und Atmosphäre der Lieder überzeugend zu transportieren. Im Falle der beiden Tondichtungen trägt das tiefenscharfe SACD-Klangbild zum Erfolg der Einspielungen bei. Hannu Lintu verzichtet in seinem Dirigat auf zusätzliche Dramatisierung der Partituren und spannt, insbesondere in „En Saga“, einen straffen architektonischen Bogen. Das finnische Orchester zeigt sich in allen Gruppierungen hervorragend besetzt. Allerdings ist die, wie stets bei Sibelius, äußert differenzierte Dynamik gelegentlich etwas pauschal gehandhabt, was sich ausgerechnet im späten Meisterwerk „Tapiola“ an einigen Stellen zeigt. So erklingt der finale, erlösende Dur-Akkord der Streicher hier in einem satten Forte. Dies zeitigt durchaus Wirkung, entspricht aber nicht der Partitur; dort ist für die Violinen lediglich ein Mezzoforte notiert, für den Rest ein Mezzopiano. So geringfügig dieser Einwand erscheinen mag, betrifft er doch ein wesentliches Element der Orchestersprache Sibelius’. Und da der Rest wirklich gut gelungen ist, mag man ein leises Bedauern nicht unterdrücken.
© Schulz, Thomas / www.fonoforum.de