Music for Animals

Albumbeschreibung

Achtung, Achtung! Die dreistündige Musik, die hier in ein einziges Album gepackt ist, wird viele Nils Frahm-Fans verwirren! Der unbestrittene Meister des Ambient-Pianos hat uns zwar an Melodien gewöhnt, die die Zeit ins Unendliche ausdehnen - vor allem auf seinen Live-Aufnahmen -, bislang hatte er sein Anliegen aber noch nie so radikal in die Tat umgesetzt. Doch dahinter steckt ein guter Grund: Abgesehen von Right Right Right, dessen Tempo etwas schneller ist als das der anderen Tracks, sind alle Titel auf Music for Animals zwischen 13 und 26 Minuten lang. Nils Frahm greift das von Erik Satie geprägte Konzept der "musique d'ameublement" auf, d. h. einer Gebrauchsmusik, die dazu bestimmt ist, gewisse Situationen und Orte des Alltags zu begleiten. Frahm entfaltet hier ein musikalisches Material, das er zwischen 2018 und 2019 komponiert hat. Mit Music for Animals veröffentlicht er erstmals ein Album mit Originalwerken unter seinem gemeinsam mit Felix Grill gegründeten Label LEITER.

Frahm steht voll und ganz zu der beinahe experimentellen Seite seines meditativen Ansatzes und lädt uns zu einer Art Kontemplation ein: "Einen großen Wasserfall oder das Schwanken der Blätter eines Baumes während eines Sturms zu beobachten, hat etwas absolut Faszinierendes, das für mich eine ständige Inspirationsquelle darstellt. Umso besser, wenn manche Leute symphonische Musik mit einer Durchführung schreiben. Aber ein Wasserfall braucht ebenso wenig wie die vom Sturm verwehten Blätter eines Baumes einen ersten, zweiten, dritten Akt und dann ein Finale. Es gibt Menschen, die gerne dem Rascheln der Blätter lauschen und beobachten, wie sich die Äste bewegen. Diese Musik ist ihnen gewidmet." Mit dieser Vorwarnung im Hinterkopf taucht man von den ersten Tönen an in dieses große Bad der Unendlichkeit voller schillernder Akzente ein. Die einzigartige Klangsignatur des deutschen Pianisten wird unter Tausenden erkennbar sein: weite, tonale und leuchtende Harmonien werden von den uns umhüllenden Klängen der Tasten beantwortet. Und immer ist da diese kaum wahrnehmbare Körnung, dieses gewisse elektrische Etwas wie eine makroskopische Annäherung an die Instrumente, die ihre gesamte Klangwelt zu enthüllen scheinen. © Pierre Lamy/Qobuz