Modern World

Albumbeschreibung

Nach einem introspektiven Debütalbum und einer daran anschließenden, langen Tournee, dank der man wieder aus der Versenkung auftauchen kann - was macht man dann? Max Jury (dessen gleichnamiges Erstlingswerk im Jahre 2016 von der Kritik gefeiert wurde) hat sich vorgenommen, die bei den Live-Auftritten gesammelte Erfahrung umzusetzen – um sich musikalisch zu erneuern und sich vor allem vielmehr mit der Welt rund um ihn auseinanderzusetzen. Der junge Mann, der in Iowa das Licht der Welt erblickt hatte, ließ nun seine heißgeliebte Countrymusic etwas beiseite, und spielt stattdessen u. a. mit Maschinen sowie sonstigen Spezialeffekten und Klängen aus früheren Zeiten. Letztere zeigen einerseits, wie sehr er sich auf Musik aus einer Zeit fixiert, in der er noch nicht auf dieser Welt war (die eines Randy Newman und Paul McCartney), andererseits auch seinen Wunsch, den Zeitgeist einzufangen. Mit exquisiter, nicht mehr wirklich angesagter, aber trotz allem recht moderner Eleganz beweist ein Song wie Gone eindeutig, wie talentvoll Max Jury diese zwiespältige Methode umsetzt. Verwirklichen konnte der Sänger diese einzigartige Klangfarbe im Studio mit Unterstützung des Produzenten Robin Hannibal (Kendrick Lamar, Jessie Ware, Anderson. Paak). Auch Soul-, Funk- und Jazzklänge sind regelmäßig mit von der Partie und auf unendlich anmutige Weise verschmelzen sie mit den einprägsamen Melodien, die der junge Mann mit extremer Sorgfalt ausgeheckt hat. Es gelingt ihm, in seinen Songs oft Tanzrhythmen (Crime, Quicksand) und luftig leichte Zartheit miteinander zu kombinieren (Primrose, und seine zauberhaften Erinnerungen an eine Countrymusic, die er anhand der im 21. Jahrhundert zur Verfügung stehenden Techniken zu neuem Leben erweckt). Da gerade von Sanftheit die Rede ist, möchten wir noch darauf hinweisen, dass Max Jurys androgyne Stimme erheblich zu diesem, für dieses Album ganz typischen Phänomen beiträgt, fast möchte man es Voodoo nennen. Was den Text betrifft, so beschreibt er auf ganz einfache Weise das in seiner Generation so verbreitete Angstgefühl sowie die Ausreden, die diese nutzt, um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen („Keep the wolves at bay“). Der mit miefigen Funk-Klängen aus fernen Zeiten untermalte Refrain der Single Modern world spricht diesbezüglich ganze Bände: „I'm living in the modern world/Jumping over modern hurdles/Drinking every night away/'Till we start again the next day“. Ein in allen Epochen vertretener Max Jury in seiner ganzen Pracht. © Nicolas Magenham/Qobuz