Grieg : Piano Concerto & Lyric Pieces

Albumbeschreibung

Er gehört zu den stillen Stars der heutigen Musikszene, sein Spiel zeichnet sich mehr durch geistige Durchdringung, durch respektvolle Achtsamkeit und liebevolle Detailgenauigkeit aus als durch selbstgefällige Prankenschläge. Die Aufnahmen von Javier Perianes sind von enormer Souveränität, und jede seiner CDs legt Zeugnis seines hoch persönlichen, von jeglicher Routine freien Musizierens ab. All diese Tugenden finden sich auch in Perianes neuer Einspielung des Grieg-Konzertes, und es grenzt geradezu ans Wundersame, wie frisch und unverbraucht, wie pulsierend und dynamisch dieses wahrlich abgerittene Schlachtross unter den romantischen Klavierkonzerten hier wieder klingt. Mit dem BBC Symphony Orchestra und dem finnischen Dirigenten Sakari Oramo hat der Spanier gleichgesinnte Partner an der Seite, die seiner feinnervigen, schlank-herben Lesart des Werkes skrupulös folgen: der machtvolle akkordische Beginn „sitzt“ so überzeugend prägnant und zieht den Zuhörer gleich in die dramatische Landschaft des ersten Satzes. Orchester und Solist scheinen sich stets gegenseitig anzutreiben, zu inspirieren oder zum poetischen Verweilen aufzufordern, kurz: hier wird im vollkommenen Einvernehmen musiziert. Allen Beteiligten, auch der brillanten Aufnahmetechnik, ist mit dieser Interpretation ein großer Wurf gelungen, der sich gleichsam mit einer Auswahl von lyrischen Stücken in die intime Kammer des Soloklaviers fortsetzt. Bereits mit seiner Mendelssohn-Einspielung hat der Pianist demonstriert, wie reich die Welt der oft als Salonkunst abgewerteten „Lieder ohne Worte“ sein kann. Als Meister der feinen Klangnuancen, der Ernsthaftigkeit und der vielen Stimmungsabstufungen ist Javier Perianes auch für Edvard Griegs sensible Miniaturen, denen er sich mit der gleichen Sorgfalt widmet wie einer der großen Sonaten von Beethoven, genau der Richtige.

© Siebert, Frank / www.fonoforum.de