Bach & Weiss

Albumbeschreibung

Audax? Hinter diesem Namen verbirgt sich das Eigenlabel des Geigers Johannes Pramsohler, der hier ein in dieser Kombination ungewöhnliches Album vorgelegt hat – Musik des Leipziger Thomaskantors Johann Sebastian Bach und des Dresdner Hoflautenisten Silvius Leopold Weiss. Beide sind sich nachweislich mehrfach anno 1739 begegnet. Am Anfang steht eine Gemeinschaftsproduktion von Bach und Weiss: die in ihrer Entstehung rätselhafte Suite für Geige und Laute BWV 1025; es folgt eine Suite für Solo-Laute von Weiss, bevor am Ende Bachs d-Moll-Partita BWV 1004 wartet. Pramsohlers musikalischer Partner ist der Lautenist Jadran Dancumb – und auch der informative Text im Beiheft ist ihr Gemeinschaftswerk. Pramsohler spielt auf einer Geige, die sich ehemals im Bestand von Reinhard Goebel befand – einer Rogeri von 1713. Schlank im Klang, silbrig, doch weder stechend noch metallisch, passt dieses Instrument gut zur Laute. Mögliche Differenzen in der Dynamik werden hier vom ersten Takt an vermieden. Beide Solisten hören genau aufeinander und finden zu einer klaren Artikulation. Duncumbs Fähigkeiten werden besonders in der Weiss-Suite deutlich, vor allem in der virtuosen Schluss-Gigue, die Eleganz mit Virtuosität paart. Pramsohler nimmt die Gigue in der zweiten Partita straff und zugleich erstaunlich gelassen, wie ein dahinhuschendes Intermezzo zwischen Sarabande und Chaconne. Der berühmte Schlusssatz gerät rascher als in vielen Aufnahmen, frei von Pathos und damit näher am ursprünglichen Tanzcharakter des Satzes. Das klingt herrlich leicht, differenziert und unmittelbar, aber nie aufdringlich. Pramsohler zeigt, wie Bach hier das musikalische Material verwandelt und ein kunstvolles Passagenwerk errichtet, deren Architektur hier beinahe gläsern und filigran erscheint. Ein gelungener, in seiner Leuchtkraft stellenweise faszinierender Ansatz – und zugleich Höhepunkt dieser CD.
© Vratz, Christoph / www.fonoforum.de