Angel Band: Free Country, Vol. 3

Albumbeschreibung

Eigentlich sollte man den aus Washington D. C. stammenden Joel Harrison kennen. Erschienen doch schon vor Jahren von dem Gitarristen bei ACT und Intuition diverse Platten, denen aus geheimnisvollen Gründen jedoch kein durchschlagender Erfolg beschieden war. Dabei hat der in Musikerkreisen vor allem als Komponist geschätzte Saitenkünstler eine ganz eigene Klangsprache, die kammermusikalische Delikatesse mit Country-Einflüssen und zeitgenössischer Improvisationsmusik originell verschmelzt. Was mit seiner „Angel Band“ unter dem Motto „Downtown meets the heartland“ zu America-seliger Opulenz gerät. Wobei eine prominente Stammbesetzung mit Harrisons alten Freunden David Binney, Uri Caine, Chris Tordini und Brian Blade gemeinsam mit wechselnden Gästen jede Menge einschlägiger Klassiker des Bluegrass- und Folk-Genres mit Verve und Witz rasant neu deutet. Da bekommt „America The Beautiful“ alle Lieblichkeiten ausgetrieben, zeigt sich in der nervösen, von Jon Cowherds Hammond grundierten Stimmung die gegenwärtige Zerrissenheit von „God’s Own Country“. Zwischendurch kommen natürlich Geigen ins Spiel, liefern Vokalisten wie Alecia Chakour mit dem hier groovigen „Ring Of Fire“ oder Theo Bleckmann mit delikater Präsenz beim Traditional „Angel Band“ starke Statements, lässt Harrison neben seiner rockigen E-Gitarre auch mal eine Dobro beim bluesigen „900 Miles“ oder National Steel Guitar für Ola Belle Reads „My Epitaph“ fingerflink singen. Ein fabelhaftes Wechselbad großer Emotionen, dem vor allem David Binney am Altsax und Tastenass Uri Caine immer wieder mächtig Zunder geben. Wofür „Osage Stomp“ (mit Allison Miller an den Drums) mit wundersam hoppelndem Free-Swing-Feeling nur ein Beispiel ist. Und grandios demonstriert, dass Joel Harrisons Synthese aus Jazz und Americana prächtig funktioniert.
© Thielmann, Sven / www.fonoforum.de