Das neueste Album von Matthias Goerne und dem koreanischen Pianisten Seong-Jin Cho (Erster Preis beim Chopin-Wettbewerb 2015) – mit einem für das Berliner Teldex-Studio ganz ungewohnten unangenehmen Nachhall – ist Liedern zwischen Tag und Nacht von Wagner, Pfitzner und Richard Strauss gewidmet.

Das Abendrot ist ein wesentliches Element der deutschen Romantik und steht für die dunkle, tiefe Seite der menschlichen Seele, oft mit einem tragischen oder dramatischen Beigeschmack und einem dämmrigen Licht, das Erinnerungen vorzeitig verblassen lässt.

Die berühmten Wesendonck-Lieder, zu denen Wagner durch eine unmögliche Liebe inspiriert wurde und deren Harmonien die von Tristan und Isolde vorwegnehmen, finden in Matthias Goerne und seiner tiefen Stimme einen inspirierten Interpreten. Der deutsche Bariton verficht seit langem die Musik von Hanz Pfitzner, einem Zeitgenossen von Richard Strauss, die für südeuropäische Ohren oft akademisch klingt. Daher freuen wir uns über diese Auswahl an Liedern, die das Wunder der sich im Lauf der Jahreszeiten verändernden Natur in nostalgische Landschaften heraufbeschwören.

© Caroline De Bon

Richard Strauss folgt dem Beispiel mit seinen Metaphern von der Sonne: Verdunkelung (Traum durch die Dämmerung), Verheißung zukünftiger Freude (Morgen) oder ewiger Ruhe (Ruhe, meine Seele!), Traum von Frieden und Schönheit (Freundliche Vision) und Müdigkeit des erlöschenden Lebens (Im Abendrot). Ein ganzes Album über die Melancholie, in der diese drei Komponisten so gerne schwelgten.

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