Schubert: Piano Trios

Albumbeschreibung

Unverständlicherweise ist eine Eigenschaft dieser Aufnahme, die als Alleinstellungsmerkmal hätte herausgehoben werden können, nirgends im Begleitmaterial erwähnt: Das Finale aus dem Es- Dur-Trio von Schubert wird in der Fassung des Autografs musiziert, d. h. inklusive der Expositionswiederholung sowie der knapp 100 Takte, die der Komponist auf Anraten einiger wohlmeinender Kritiker vor der Drucklegung kürzte. Das Werk ist zwar unbestritten lang (54 Minuten in der vorliegenden Aufnahme); ob es zu lang ist, wie bei der Uraufführung behauptet bzw. bemängelt wurde, muss ein jeder für sich entscheiden. Mit dem Verlust der wunderbaren Stelle, in der Schubert mit zwei thematischen Elementen aus dem Finale und dem markanten Motiv aus dem langsamen Satz gleichzeitig jongliert, scheint jedenfalls der „Gewinn“ zweier Minuten Zeit zu teuer erkauft. Nichtsdestotrotz sind Aufführungen, die diese Passagen enthalten, selten. Umso begrüßenswerter ist die Entscheidung, sie bei dieser Gesamteinspielung aller Klaviertrio-Kompositionen von Schubert mit aufzunehmen. Der Salzburger Geiger Thomas Albertus Irnberger hat bereits einen vielbeachteten Beethoven-Sonatenzyklus mit Michael Korstick vorgelegt, und Cello-Altmeister David Geringas erweist sich als kongenialer Dritter im Bunde. Als Beweis dafür, dass die Klänge beider Streichinstrumente restlos miteinander verschmelzen können, ohne die eigene Individualität zu opfern, braucht man nur dem Beginn des Notturno zu lauschen: Das ist wahrhaftige „Fülle des Wohllauts“. Der Eröffnungssatz des B-Dur-Trios verbindet Schwung und Kantabilität auf ideale Weise. Beim schwedischen Volkslied, das dem Andante aus dem zweiten Trio zugrunde liegt, wird der gehende, an die „Winterreise“ erinnernde Duktus schön herausgearbeitet. Man könnte über jeden Satz ins Schwärmen geraten. Mögen die Beethoven-Trios bald folgen!
© Solare, Carlos Maria / www.fonoforum.de