Dutilleux: Le Loup, Sonatine, Sonate & Sarabande et Cortège

Albumbeschreibung

Henri Dutilleux gilt vielen als der Antipode von Pierre Boulez. Gewann Boulez mit eher wenigen avantgardistischen Werken, mit wilder, aber einflussreicher Polemik eine beherrschende Stellung, so hielt sich Dutilleux im Hintergrund und legte in ruhiger Folge eine stattliche Reihe von Werken in nahezu allen Gattungen vor, mit denen er bei aller Modernität niemals mit der Tradition brach. Seine Werke gewannen stets größere Beachtung und sind, wie zum Beispiel das Streichquartett, die Sinfonien oder die Konzerte für Violine und für Cello, von den Musikern ins Repertoire integriert worden. Seine relativ frühe Ballettmusik „Le Loup“ (1953) etwa zählt zu den Arbeiten, die unverkennbar von der Musik Albert Roussels beeinflusst sind. Das ist eine klangvoll-vitale Musik, meisterhaft durchgestaltet, die von einem rhythmischen Elan getragen wird. Die Sinfonia of London unter John Wilson hat sie schlechterdings perfekt eingespielt: klanglich differenziert, voll drangvollem Impetus und mit feinem Gespür für formale Proportionen.
Eine Überraschung bieten auch die anderen Werke. Es handelt sich um ursprünglich klavierbegleitete Vortragsstücke vom Ende der 1940er-Jahre, die hier mit einer Orchesterbegleitung eingespielt sind, die Kenneth Hesketh, der bei Dutilleux studiert hatte, schlechterdings kongenial angefertigt hat. Er gibt jedem dieser Stücke ein ganz eigenes, unaufdringlich-raffiniertes Klangbild, welches, so möchte man meinen, Dutilleux nicht besser hätte gestalten können. Und interpretiert wird das auch von den Solisten mit elegant-selbstverständlicher Spielfreude, die nur bedauern lässt, dass die Stücke nicht zu repräsentativeren Konzerten erweitert wurden.

© Schubert, Giselher / www.fonoforum.de